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Leben

»Alles, was Sie schon immer über Einsamkeit wissen wollten«

Fragen zur Einsamkeit - Ein Gespräch mit Eva Wlodarek, Autorin des E-Books »All the lonely people. Wie Einsamkeit entsteht und wie man sie besiegt«

Foto: Katrin Saalfrank

Mal provokant gefragt: Ist „Einsamkeit“ nicht ein Thema, mit dem man sich ungern beschäftigt?

Stimmt. „Glück“ wäre sicher attraktiver. Aber Ausblenden hilft in dem Fall nichts, denn jeder von uns fühlt sich irgendwann in seinem Leben einsam. Und da braucht es Know-how, um sich davon zu befreien.

 

Also ist Einsamkeit nicht nur etwas für Loser und Kontaktmuffel?

Keineswegs. Das zeigen schon die verschiedenen Ursachen: Da gibt es etwa Einsamkeit als Single, Einsamkeit in einer lieblosen Beziehung, Einsamkeit an der Spitze im Job, Einsamkeit in fremder Umgebung oder Einsamkeit nach dem Verlust eines geliebten Menschen. Für jede dieser Spielarten gibt mein Buch eine maßgeschneiderte Anleitung, wie man sich daraus befreien kann.

 

Das sind alles eher äußere Gründe …

Ja, äußere Situationen sind oft der Auslöser. Ist die Ursache aufgehoben, ist meist auch die Einsamkeit beendet. Aber es gibt auch noch eine Einsamkeit, die sich als dauerhafter Gemütszustand zeigt. Man fühlt sich trotz beruflicher Erfolge, Familie und eines großen Freundeskreises innerlich einsam. Die Ursachen dafür liegen meist weit zurück in der Kindheit. Wir lernen früh, dass wir besser nicht zeigen, wie wir wirklich sind. Später sind wir bemüht, eine Fassade aufrechtzuerhalten, und das macht einsam. Der Weg daraus führt über Offenheit. Die aber macht erst einmal Angst. Was ist, wenn ich zurückgewiesen oder verletzt werde, sobald ich mich mit meinen Schwächen und Sehnsüchten zeige?

 

Kann das nicht tatsächlich passieren?

Nur, wenn wir diejenigen nicht gut aussuchen, denen wir unser Vertrauen schenken. Wenn wir jedoch verlässliche, warmherzige Menschen finden, kann uns der Sprung gelingen. Akzeptanz und Liebe lösen diese Einsamkeit auf, aber dazu müssen wir uns eben erst einmal zeigen.

 

Es gibt aber doch sicher auch Menschen, die sind einsam, weil keiner etwas mit ihnen zu tun haben möchte?

Durchaus. Dazu zählen Querulanten, Langweiler, Pessimisten, Geizhälse, Klatschtanten – die Liste lässt sich beliebig verlängern. Das Tragische ist, dass diese Menschen meist nicht wissen, warum sie so isoliert sind.

 

Und wie kriegt man heraus, ob man nicht selbst unbewusst zu dieser Gruppe gehört?

Indem Sie sich Feedback holen, wie Sie auf andere wirken. Auch dazu gehört Mut und ein vertrauenswürdiger, ehrlicher Ansprechpartner. Wenn Sie zum Beispiel nicht zu einem Fest eingeladen wurden, dann können Sie fragen: „Bitte sag mir doch einmal ganz offen, warum man mich nicht dabeihaben wollte.“ Sollten Sie sich das nicht trauen, beobachten Sie genau, wie sich beliebte Menschen verhalten, und ahmen Sie es nach.

 

Für jede Art von Einsamkeit gibt es einen Schlüssel, mit dem man aus dem Gefängnis der Isolation herauskommt. Man könnte das also doch ganz offen angehen. Warum ist Einsamkeit denn trotzdem so tabuisiert?

Zunächst, weil sie in unserer Gesellschaft als Makel betrachtet wird. Wir glauben, wer einsam ist, mit dem stimmt etwas nicht. Darüber hinaus macht uns die Einsamkeit der anderen Angst, weil sie uns an unsere eigene Verletzlichkeit erinnert. Außerdem fürchten wir, dass sich einsame Menschen an uns klammern und wir dann für sie verantwortlich sind. Diese generell ablehnende Haltung führt dazu, dass sich die Betroffenen lieber eine Maske aufsetzen, als ihren Status quo zuzugeben, oft sogar vor sich selbst.

 

Eine Maske? Wie sieht die denn aus?

Da gibt es zum Beispiel die Workaholic-Maske: „Ich bin nicht einsam, ich habe nur zu viel zu tun.“ Oder die Aktiv-Maske: „Ich und einsam? Heute spiele ich Tennis, morgen fahre ich nach Berlin, übermorgen Abend bin ich auf der Party.“ Oder die Entscheider-Maske: „Oben ist die Luft eben dünn, ich kann niemandem vertrauen.“ Es hilft nichts, wir müssen wagen, unsere spezielle Maske abzunehmen und den Weg aus der Einsamkeit antreten.

 

Wegweiser für alle verschiedenen Arten der Einsamkeit findet man in Ihrem Buch?

Ja, es ist meines Wissens der gründlichste Ratgeber zum Thema Einsamkeit. Wer wirklich an seiner Situation etwas ändern will, bekommt dazu bestes Handwerkszeug: psychologisches Hintergrundwissen und praktische Anleitung. Nichts für Feiglinge, aber äußerst wirkungsvoll.

 

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12.11.2013