Das Interesse am öffentlichen Dienst wächst. Wie erklären Sie sich diesen Trend?
Doris Brenner, Verena Wolff: Das Thema Arbeitsplatzsicherheit spielt auch bei jungen Menschen eine wichtige Rolle. Hier kann der öffentliche Dienst im Vergleich zur freien Wirtschaft punkten. Ferner wird auch viel getan, um die Attraktivität der Berufsbilder zu erhöhen. Dies ist ganz deutlich zum Beispiel bei der Bundeswehr zu erkennen, wo die Ministerin eine große Initiative zur Familienfreundlichkeit gestartet hat.Viele Studien belegen, dass die Generation Y nach spannenden, vor allem aber nach sicheren Jobs sucht und nach solchen, die auch ein gewissen Maß an Freizeit mit sich bringen. Stellen im öffentlichen Dienst bedienen diese Wünsche – und bringen dazu noch gutes Geld.
Der Einstieg in eine Karriere bei Polizei, Feuerwehr & Co beginnt mit einem umfangreichen Einstellungstest. Ist das Ergebnis des Tests ausschlaggebend für die Entscheidung, einen Kandidaten einzustellen oder nicht?
Doris Brenner, Verena Wolff: Der Einstellungstest ist eine entscheidende Stufe im Auswahlprozess. Wer hier nicht überzeugt, hat keine Chance, in die engere Wahl der Bewerber zu kommen. Daher ist es extrem wichtig, sich sehr gut auf den Test vorzubereiten und ausgeschlafen und konzentriert an die Sache zu gehen. Für die Tests muss man gutes Allgemeinwissen mitbringen, seine Schreib- und Rechenkünste mitunter wieder ein bisschen auf Vordermann bringen. Vor allem aber muss man wissen, wie sie funktionieren. Denn diese Art eines Auswahlverfahrens lernen Jugendliche an den Schulen in der Regel nicht kennen.
Was ist das Besondere im Vergleich zu Einstellungstests bei Unternehmen der freien Wirtschaft. Worauf kommt es beim öffentlichen Dienst vor allem an?
Doris Brenner, Verena Wolff: Der Schwerpunkt der Tests hängt vom jeweiligen Berufsbild ab. Auch im öffentlichen Dienst gibt es ja eine große Bandbreite an Berufen und damit Anforderungsprofilen. Insgesamt wird auf jeden Fall eine hohe Konzentrationsfähigkeit, eine gute Allgemeinbildung, insbesondere im Bereich Staat und Politik sowie eine gute sprachliche Ausdrucksfähigkeit gefordert.
Wie kann man sich tagtäglich vorbereiten? Reicht es, regelmäßig Zeitung zu lesen?
Doris Brenner, Verena Wolff: Zeitunglesen ist gut, reicht jedoch nicht. Das gezielte und kontinuierliche Üben der Testaufgaben gibt Routine und erhöht auch die Bearbeitungsgeschwindigkeit. Schließlich spielt bei allen Aufgaben der Zeitfaktor eine wichtige Rolle. Mit der Polizeitest-App macht dieses Üben auch noch Spaß! Man muss Wissen aus vielen Bereichen nachweisen. Und man muss eine gewisse Stress-Resistenz mitbringen. Dabei hilft es vor allem, wenn man weiß, was einen erwartet. Das Buch gibt ausführliche Hilfestellungen und Erklärungen dazu, warum manche Tests so gestellt werden, wie man sie vorfindet – und helfen, die Lösungen schnell und effizient zu erarbeiten
Wie werden etwa soziale Kompetenzen »getestet«?
Doris Brenner, Verena Wolff: Hier gibt es zum einen Persönlichkeitstests, bei denen die Bewerber gezeichnete Situationen interpretieren beziehungsweise kommentieren sollen. Zum anderen werden die Bewerber in Gruppenübungen auf Herz und Nieren geprüft, wie sie sich im Umgang mit anderen verhalten.
Aus Ihrer Erfahrung: Was wird im Rahmen der Einstellungstests häufig unterschätzt?
Doris Brenner, Verena Wolff: Viele Bewerber unterschätzen den Stressfaktor, der sich daraus ergibt, wenn sie mit den Aufgabenstellungen nicht vertraut sind. Wer sich hier im Vorfeld schon fit gemacht hat, kann gleich voll Gas geben in der Bearbeitung und verbraucht nicht viel Energie, um überhaupt die Fragestellung zu kapieren.
Die jungen Leute müssen viele Aufgaben in wenig Zeit erledigen – Aufgaben, die sie vielleicht noch nie gesehen haben, weil sie in einem schulischen Lehrplan nicht vorkommen. Daher ist die Vorbereitung immens wichtig und auch manchmal banal klingende Tipp, der sich in der Stresssituation durchaus als wertvoll erweist.
Zu Ihrem Buch gibt es auch die Test-App. Macht hier viel Übung – auch zusammen mit anderen Anwärtern - den Meister?
Doris Brenner, Verena Wolff: Hier gilt ein klares Ja! Es ist nachgewiesen, dass sich die Testergebnisse durch Übung verbessern lassen. Wenn dieses Üben im Rahmen eines Duells mit anderen auch noch Spaß macht, umso besser. Die Polizeitest-App ist, wie das ganze Buch, auf eine junge Zielgruppe zugeschnitten. Wir erklären nicht nur, wie die Tests funktionieren und wie man am besten zur Lösung der Aufgaben kommt. Wir holen die jungen Leute auch auf dem Medium ab, das wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist. Und wenn sie auf dem Handy üben können, auch mal nur eine Aufgabenform in der Straßenbahn oder in einer Pause, dann haben sie wieder etwas Zeit in die Vorbereitung investiert.
Zu den Personen:
Doris Brenner ist freie Beraterin und Trainerin mit den Schwerpunkten Personalentwicklung und Karriereberatung für Hochschulabsolventen und Führungsnachwuchskräfte.
Verena Wolff ist Journalistin und Autorin. Sie schreibt seit gut 15 Jahren für unterschiedliche Medien, darunter die Süddeutsche Zeitung, Spiegel Online und die dpa.
Zum Autorenteam gehört weiterhin:
Frank Brenner, Dipl.-Verwaltungsbetriebswirt (FH), ist Leiter eines europäischen Unternehmens der Luftfahrtbranche und verfügt über viele Jahre Erfahrung in der Mitarbeiterauswahl.
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