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Karriere

»Der soziale Aufstieg genießt nicht den guten Ruf, den er eigentlich verdient.« Doris Märtin

Doris Märtin hat mit »Hier geht's hoch« ein Buch über den sozialen Aufstieg geschrieben. Darin verrät sie 21 Strategien für den Weg nach oben – egal von welchem Punkt aus man startet.

Michelle Obama hat sich vom Kind aus einer einfachen Familie zu einer erfolgreichen Juristin und später zur First Lady, die Vieles und Viele bewegt hat, entwickelt. Was kann man von dieser beeindruckenden Frau lernen?

Doris Märtin: Der Arbeitswille, die Bereitschaft, immer weiter zu lernen, und dann im entscheidenden Moment: der Mut, durch Türen hindurchzugehen, die sich öffnen. Heute beeindruckt mich an Michelle Obama, dass sie zu ihrer Herkunft steht. Sie weiß, wie es ist, sich in ungewohnten Kreisen als Hochstaplerin zu fühlen. Aus ihren Aufstiegserfahrungen leitet sie die Verpflichtung ab, auch anderen die Tür aufzuhalten und ihnen Chancen zu eröffnen.

 

Ihr neues Buch behandelt das Thema des sozialen Aufstiegs. Warum wird der Weg nach oben nach wie vor tabuisiert?

Doris Märtin: Erstens wollen sich Aufsteigerinnen und Aufsteiger nicht über die eigene Herkunft erheben. Zweitens möchten sie im neuen Umfeld ohne Aufhebens dazugehören. Und drittens genießt der soziale Aufstieg nicht den guten Ruf, den er eigentlich verdient. Die Worte aufsteigen und aufschneiden liegen nah beieinander. Wer die eigenen Eltern überflügelt hat, redet darüber selten so offen wie Michelle Obama. Das müssen wir als Gesellschaft noch lernen.

 

Nicht alle bekommen einen Platz in der ersten oder zweiten Reihe in die Wiege gelegt. Welche Fallstricke sind typisch für soziale Aufstiege und wie lernt man, mit ihnen umzugehen?

Doris Märtin: Das größte Nadelöhr ist der Bildungsabschluss. In Deutschland studieren drei von vier Akademikerkinder, aber nur eines von vier Arbeiterkindern. Ist die Bildungshürde genommen, ist viel erreicht. Es lösen sich aber nicht alle Herkunftsnachteile in Luft auf. Beispielsweise reichen die sozialen Verbindungen weniger weit, es bleibt eine Neigung zur Selbstbescheidung, der Auftritt wirkt weniger leicht und entspannt. Wer nicht aus der ersten oder zweiten Reihe kommt, greift seltener nach den Sternen.

 

Kann man den anfänglichen sozialen »Nachteil« in eine Stärke verwandeln?

Doris Märtin: Aufsteigerinnen und Aufsteiger sind oft besonders zielstrebig. Sie lassen sich nicht von jedem Windhauch umblasen, sind dicht dran am Leben und in unterschiedlichen Welten zuhause. Davon abgesehen ist es ein starkes Gefühl, zu wissen: Ich finde mich überall zurecht und schaffe es aus eigener Kraft.

 

In ihrem Buch präsentieren Sie 21 Strategien für den sozialen Aufstieg. Möchten Sie als Vorgeschmack auf Ihr Buch eine davon nennen?

Doris Märtin: Bildungsaufsteiger sind oft sehr von der Frage geleitet: Was bringt mir das? Ich möchte dem gern entgegenstellen:  Frag nicht immer nach dem Nutzen. Schau über den Horizont. Der Wunsch nach Sicherheit kann dich auch lähmen. Du darfst größer träumen, du darfst weiter denken. Es steht dir zu, das beste Leben zu führen, dass du verwirklichen kannst. Nur wer abhebt, kann hoch fliegen.

 

Zur Autorin

Dr. phil. Doris Märtin begleitet seit über 20 Jahren Menschen und Unternehmen beim wirkungsvollen Auftritt. Als Expertin für Persönlichkeit und Kommunikation gibt sie innovative Impulse für emotionale und soziale Intelligenz. In 19 Büchern verknüpft sie psychologische, philosophische und Management-Perspektiven und fasst sie in eine klare Sprache und einprägsame Stories. Wenn es um das Thema Habitus geht, zählt sie zu den bekanntesten Expertinnen im deutschsprachigen Raum. Ihre Bücher erscheinen unter anderem auch in China, Japan, Südkorea, den Niederlanden, Spanien und Italien

 

 

04.04.2023

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