Karriere

»Für Manager bin ich in der Krise da. Ich lehne es konsequent ab, mich auf die Seite der Unternehmer zu begeben.« Dr. Christoph Abeln

Dr. Christoph Abeln ist Anwalt für Managerinnen und Manager und seit fast 30 Jahren auf die Vertretung von Führungskräften, Vorständen und Executives spezialisiert. Seine Kanzlei ABELN, mit Standorten in Berlin, Frankfurt/M., Düsseldorf und München, berät in Branchen wie Banking, Finance, Automotive und Pharma.

Im Gespräch mit campus.de spricht er über sein neues Buch »Vom Karriereknick zum Comeback – Wie Führungskräfte ihre schleichende Entlassung erkennen und die richtige Gegenstrategie finden«.

Herr Dr. Abeln, Sie vertreten niemals Unternehmen, nie Konzerne. Sie sind der Mann an der Seite von Manager:innen während einer Krise in der Karriere. Warum diese Positionierung Ihrer Kanzlei?

Christoph Abeln: Ja, wir kämpfen ausschließlich auf der Seite der Führungskräfte, Manager:innen und leitenden Angestellten. Denn sie stehen im arbeitsrechtlichen Konflikt oft allein da: zu hoch für den Betriebsrat, zu nah dran am Arbeitgeber für klassische Arbeitnehmeranwälte – aber letztlich genauso betroffen. Meine Doktorarbeit hat sich genau mit diesem Dilemma befasst. Und sie hat mir klar gezeigt: Diese Menschen brauchen in Konflikt- und Trennungssituationen eine unabhängige, loyale und durchsetzungsstarke Interessenvertretung. Häufig wird angenommen, dass sie weniger leiden, weniger aus dem Lebenskonzept geraten als andere, das ist ein Trugschluss!

 

Ihr Buch »Vom Karriereknick zum Comeback« ist von Aktualität und Relevanz. Was sind aus Ihrer Sicht die Auslöser für die schwierige Situation vieler Manager:innen?

Christoph Abeln: Die Gründe für den Karriereknick sind vielfältig – aber selten selbst verschuldet. Häufig sind es unternehmensbedingte Faktoren. Denken Sie an Bosch, Deutsche Post, Commerzbank, Siemens oder ThyssenKrupp u. a.: Bringe ich deren Strategie auf einen Nenner, dann lautet der: Stellenstreichung! Ja, wirtschaftliche Gründe können Einschnitte erfordern. Aber es gilt hier Maß und Verantwortung zu wahren. Das findet nicht immer statt. In meinem Buch nenne ich die Unverhältnismäßigkeiten, Verführungen, Verlockungen, all die miesen Tricks, mit denen sich Unternehmen aktuell von ihren Führungskräften verabschieden wollen. Und noch eins: Eine Führungskraft, die jahreslang beste Leistung zeigte, ist nicht geschützt. Es kann jeden treffen. Wir leben und arbeiten in unsicheren Zeiten.

 

Konkret: Es gehen einer Trennung von Führungskräften Verführungen und Verlockungen voraus? Warum diese undurchsichtigen Machenschaften in Unternehmen und Konzernen?

Christoph Abeln: Genau. Meist beginnen diese Prozesse scheinbar harmlos, oft freundlich verpackt. Vorsicht! Dahinter steckt eine klare Absicht: Das Unternehmen will sich möglichst leise, möglichst billig, möglichst ohne Rechtsstreit trennen. Da gibt es ausgefeilte Strategien: Die Workload wird erhöht, Verantwortlichkeiten werden verschoben, Beförderungen werden genutzt, um Fehler zu provozieren etc. – alles mit dem Ziel, eine Trennung später rechtfertigen zu können. Betroffene erkennen erst sehr spät, dass sie systematisch aus dem Unternehmen gedrängt werden. Mein Buch soll aufklären, sensibilisieren – und zeigen: Es gibt Rechte! Und wer frühzeitig handelt, hat mehr Optionen.

 

Was riskiert eine Führungskraft, wenn sie im Falle einer beabsichtigten Trennung nicht streitbar ist, sondern geduldig wartet und hofft, alles möge gut werden?

Christoph Abeln: Hoffen und geduldig sein ist in Konflikten und Trennungssituationen falsch. Wer denkt, es werde sich mit der Zeit zum Guten klären, der riskiert viel – oft alles. Denn Geduld wird in solchen Situationen nicht belohnt, sondern als Schwäche ausgelegt. Wer schweigt, verliert Gestaltungsmacht. Wer wartet, verpasst den richtigen Moment zum Handeln. Die Gegenseite – meist strategisch beraten – nutzt die Zeit, um Akten zu füllen, Fehler zu provozieren, Trennungsgründe zu konstruieren. Führungskräfte brauchen in kritischen Phasen keine Hoffnung – sie brauchen Haltung, Klarheit und eine anwaltliche Strategie, um sich beruflich und persönlich zu schützen.

 

Zum Schluss: Was ist Ihr Mutsatz für von der Trennung betroffene Führungskräfte?

Christoph Abeln: Sie sind mehr als Ihre Position – und stärker als dieser Moment. Eine Trennung mag alles ins Wanken bringen: Status, Sicherheit, Selbstbild. Aber sie nimmt Ihnen nicht Ihre Erfahrung, nicht Ihre Fähigkeiten, nicht Ihre Persönlichkeit. Wer einmal oben war, kann auch wieder aufstehen – mit Würde, mit Strategie, mit Haltung. Denken Sie daran: Sie sind nicht gescheitert. Sie sind im Übergang. Und genau darin liegt Ihre Kraft.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

24.09.2025

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Vom Karriereknick zum Comeback
Vom Karriereknick zum Comeback
Hardcover gebunden
34,00 € inkl. Mwst.