Um ein glückliches Leben zu führen, muss man den Augenblick genießen, der Natur verbunden bleiben, die Menschen um sich herum respektieren, ruhig Blut bewahren. Gehört haben wir solcherlei Ratschläge oft, aber ebenso oft haben wir sie im nächsten Augenblick wieder links liegen lassen. Christophe André hat ein Buch geschrieben, dass uns auf charmantem Wege klarmacht: Beim Glücklichsein geht es nicht darum, was ich weiß. Es geht darum, was ich tue.
Europas prominentester Vertreter der positiven Psychologie animiert uns in seinem Buch »Und vergiss nicht, glücklich zu sein!« zu einem regelmäßigen Training des Geistes. Die neuronalen Netze, die unsere positiven Emotionen mobilisieren, wollen schließlich ausgebildet und regelmäßig aktiviert werden.
Dieses Buch ist ein Geschenk
André konfrontiert uns dabei nicht mit nüchternen Forschungsergebnissen – er macht uns ein Geschenk. Alphabetisch geordnet wie eine Fibel, serviert der erfahrene Psychotherapeut Erlebnisse aus seiner Praxis, philosophiert über griechische, indianische, buddhistische Weisheiten und beeindruckt uns zuweilen sogar mit der unnachahmlichen Reife eines Snoopy. Sein Buch ist ein Kaleidoskop mal kleiner, mal größerer Texte, deren Lektüre uns lehrt, das Glück mit anderen Augen zu betrachten.
So erzählt uns André von einem Abend im Restaurant, an dem sein Freund und Begleiter den Restaurantchef an den Tisch bittet. Doch nicht etwa, um sich zu beschweren. Im Gegenteil: Er möchte ihm sein persönliches Lob aussprechen. Ein Lehrstück in positiver Psychologie. Oder er macht mit einem Gleichnis der Sioux klar, dass immer der innere Wolf – der traurige oder der glückliche – am lautesten heult, den zuvor wir am meisten gefüttert haben. Er lehrt uns den milden Umgang mit den Fehlern anderer – selbst dann, wenn sie einen SUV fahren.
Glücklichsein kann man lernen
André weist uns den Weg durch den ganz normalen Wahnsinn des Lebens. Er legt uns spielerisch eine Wissenschaft ans Herz, die erforscht, wie unsere mentalen und emotionalen Fähigkeiten uns helfen, das Leben zu genießen, Probleme zu lösen und das Unglück zu überwinden, das wir nun einmal nicht vermeiden können. Ein uneingeschränktes Glücksversprechen mit sofortiger Wirkung vergibt er nicht. Vielmehr überzeugt er uns in seinem Buch vom Alltag als größter Glücksquelle, deren sprudelnde Kraft man nutzen kann. »Ich bin überzeugt, dass man Glücklichsein lernen kann«, schreibt André. Und selbst wenn man nicht zu den Hochbegabten in Sachen Glücklichsein gehört, tragen regelmäßige Bemühungen stets glückbringende Früchte.
Egal ob nach dem Zufallsprinzip, klassisch von A nach Z, als Amuse-Gueule oder als große Portion. Allein die Lektüre dieses Buches macht glücklich. Es ist ein ideales Geschenk, eine wunderbare Bettlektüre, ein weises Lebensorakel – eine Liebeserklärung an das Leben.
Appetizer gefällig?
Hier einige Ausschnitte aus Chistophe Andrés neuem Buch »Und vergiss nicht, glücklich zu sein!«
Akzeptieren
Alles beginnt mit dem Akzeptieren. Das heißt Ja sagen zum Leben, Ja sagen zu den Sorgen. Zu den Sorgen auch? Ja, zu den Sorgen auch. Obwohl das Unglück stets präsent ist und das Glück sich verbirgt? Ja, auch dann. Einfach Ja sagen. Akzeptieren, das bedeutet nicht, Leid positiv zu bewerten, es bedeutet nur festzustellen, dass es existiert.(…)
Egoismus
Egoismus ist wie eine Tür, die vor dem Unglück der anderen geschlossen wird, doch damit schließt sich auch die Tür vor dem Glück. Denn es gibt nur eine Tür, diejenige, die sich zur Welt öffnet.Zunächst glaubt man, dass man durch das Schließen dieser Tür die anderen daran hindert, einzutreten und uns unser Glück zu nehmen oder es uns durch den Anblick oder die Erzählung ihrer Leiden zu verderben. Man möchte sein Glück ganz für sich und zur Not für seine Angehörigen behalten, für diejenigen, die man eintreten lässt. In Wirklichkeit aber bewirkt man damit den Rückzug in sich selbst, anstatt sich den Zugang zu allem Glück dieser Welt zu eröffnen. (…)
Glücklichsein beschließen
Kann man wirklich so etwas sagen wie: Ich beschließe glücklich zu sein? Bestimmte Momente in unserem Leben erlauben es nicht, da hat man keine andere Wahl, als um das Überleben zu kämpfen. Aber die übrige Zeit kann man beschließen, auf sich und auf die Bedingungen für das eigene Wohlbefinden Acht zu geben. Beschließen, es zu fördern.
Snoopy
Snoopys Worte in einem Comic des Zeichners Charles Schultz, The Peanuts, aus dem Jahr 1959: »Manchmal bin ich in einer seltsamen Stimmung. Mir ist, als müsse ich eine Katze beißen. Manchmal denke ich, wenn ich nicht vor Sonnenuntergang eine Katze beiße, werde ich verrückt. Dann atme ich tief durch und denke nicht mehr dran. Das nenne ich wahre Reife.« Ich auch! (…)
Zukunft
(…) »Zukunft ist nicht, was uns geschehen wird, sondern was wir tun werden.« Eine klassische Übung der Positiven Psychologie hilft uns, uns in diesem Sinne zu entwickeln. An vier aufeinanderfolgendenTagen schreiben Sie zwanzig Minuten lang detailliert auf, wie Sie sich Ihr Leben in einigen Jahren wünschen: wie Ihr Familien-, Freundes- und Berufsleben aussehen soll, Ihre Reisen, Hobbys und so weiter. Es gibt keine andere Regel, als es wirklich zu tun: schreiben und nicht vor sich hinträumen, zwanzig Minuten und nicht zwei, präzise und detailliert, keine vagen Gemeinplätze. (…) Sie meinen, das sei zu einfach und zu simpel? OK, einfach ist es, aber nicht »zu« einfach. Haben Sie es schon versucht?
Das Buch von Christophe André erscheint am 9. Februar im Campus Verlag.
Zum Autor
Dr. Christophe André ist Psychiater und Psychotherapeut am Hôpital Sainte-Anne in Paris und gilt als einer der renommiertesten Psychologen Frankreichs. Er hat zahlreiche populäre psychologische Sachbücher geschrieben, von denen einige auch in Deutschland zu Bestsellern wurden
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