Der Campus-Fragebogen

Gunter Dueck antwortet ...

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?

Heiter bis wolkig. Ich war gerade froh, alle Schreibwünsche abgearbeitet und vom Tisch zu haben!

 

Wer war der Held/die Heldin Ihrer Kindheit?

Jim Knopf, dann Tom Sawyer, später Bobby Fischer und die Jedi-Ritter.

 

Welcher Sachbuch-Erfolg hat Sie zuletzt überrascht?

Es überrascht mich, dass die Leute so schwierige Bücher wie die von Nassim Nicholas Taleb in Massen kaufen, andererseits aber ganz triviale in der Art »Abnehmen und Millionär in zwei Wochen« auch.

 

A bis Z, schwarz nach weiß, Kraut und Rüben – Wie sortieren Sie Ihre Bücher?

Nach Ästhetik! Ich habe heute genug Geld, mir meine komplette Klassikersammlung in Leder und mit Goldschnitt zu kaufen. Diese wunderschönen Bücher gibt es leider nicht mehr neu gedruckt, weil Verlage jetzt zum Ausgleich das Wort »haptisch« öfter im Mund führen. eBay hilft.

 

Was war Ihr erster Berufswunsch?

»Was an der Börse« oder »Dichter« – das werde ich jetzt ja irgendwie.

 

In welchem Setting schreiben Sie am liebsten? (Ort, Medium, Musik, Essen …)

In totaler Ruhe zum Konzentrieren. Das sieht aus wie Rumhängen und Kaffee trinken. Da fällt mir zwar nichts ein, aber ich denke tief nach. Irgendwann später kommen die Ideen dazu, zeitlich wie örtlich überraschend, aber dennoch berechenbar sicher. Ich denke ziemlich viel vor dem Schreiben nach. Das physische Schreiben selbst ist bei mir eine Art Auslesen des Kopfinhaltes. Das geht auch im ICE.

 

Womit bringt man Sie aus der Fassung?

Durch Unverschämtheit. Ich kann inzwischen als einst Schüchterner mit Aggressionen und anderen Dummheiten umgehen – ich bin aber noch zu unspontan und muss immer noch ein bisschen strategisch nachdenken. Wenn ich überrumpelt werde, bin ich leider hilflos-böse.

 

Wie finden Sie zur Fassung zurück?

Ich habe bei einem Coach (Raymond Fein) gelernt, bei Überfällen »uiiijuihjuiih« zu sagen, damit gewinne ich Zeit.

 

Was hat für Sie einen besonderen Wert?

Erkenntnisse, Ideen, Unabhängigkeit ( be responsibly free).

 

Und worauf könnten Sie verzichten?

Meetings.

 

Was läuft gut in unserem Land?

Wir haben die Chance, die deutschen Ingenieurtugenden bei Industrie 4.0 wieder voll zum Erblühen zu bringen.

 

Was sollte dringend abgeschafft werden?

Schlechte Erziehung.

 

Wer bügelt Ihre Wäsche?

Meine Frau. Wir arbeiten beide und haben die Hausarbeit geteilt. Ich nörgele mehr beim Essen, sie beim Anblick von Unsauberkeit, also koche ich und kaufe ein, sie bügelt…

 

In wessen Rolle würden Sie gern einmal schlüpfen?

Weiß nicht… Als Dichter mit Fantasie schlüpft man ja in jede. Beziehungsweise, man kann es tun. Das kommt sicher besser, als de facto hineinzuschlüpfen. Ich meine, in der Fantasie ist es falsch, aber angenehmer. Vielleicht wäre es interessant, einen Tag tatsächlich meine Frau zu sein.

 

Bücher wird es immer geben, weil …?

Aus Papier? Fangfrage? Neulich schrieb ein Leser meiner Homepage-Kolumne als Kommentar zu einem eineinhalbseitigen Werk: tl;dr, also too long, didn’t read. Seit dem Erscheinen meines Buches »Schwarmdumm« werde ich überraschend oft und sehr bestimmt aufgefordert, doch bitte ein Hörbuch zu liefern… Leute, es tut sich was!

 

Zur Person

Gunter Dueck war zunächst Mathematikprofessor und bis August 2011 Cheftechnologe bei IBM, genannt "Wild Duck", Querdenker. Seitdem hat es ihn wegen Erreichens der 60-Jahre-Marke in den Unruhestand gezogen. Er ist derzeit freischaffend als Autor, Netzaktivist, Business Angel und Speaker tätig und widmet sich weiterhin unverdrossen der Weltverbesserung.

 

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25.03.2015