Finanzen

»Indexfonds bringen auf lange Sicht höhere Renditen als der durchschnittliche aktive gemanagte Fonds.«

Gerd Kommer erklärt, wie man mit minimalem Aufwand zu einer attraktiven Rendite kommt. Und zwar ohne dass die Bank mitverdient! Ein Interview mit campus.de

 

Erklären Sie kurz, was Indexanlagen sind und wie lange es dieses Investitionsmodell bereits gibt?

Gerd Kommer: Indexanlagen sind ganz normale Investmentfonds für Aktien und Anleihen (Renten). Allerdings haben Indexfonds keinen Fonds-Manager wie die uns besser bekannten »aktiv« gemanagten, »normalen« Investmentfonds, sondern bilden ganz einfach und ohne Manager eins zu eins einen Wertpapierindex ab, zum Beispiel den DAX-Index oder den MSCI-World-Aktienindex. Der Anleger erhält somit stets die Indexrendite, also die Marktrendite – nicht mehr und nicht weniger. Indexfonds sind viel einfacher zu verstehen und viel transparenter als aktiv gemanagte Fonds. Die meisten Indexfonds haben die rechtliche Form eines »ETFs« (Exchange Traded Fund, börsengehandelter Fonds) aber für einen Privatanleger ist es eigentlich egal, ob es sich um einen ETF oder einen traditionellen Indexfonds handelt. Indexfonds gibt es seit Mitte der 70er Jahre, als sie in den USA entstanden. Ende der 90er Jahre wurden sie erstmals auch in Deutschland an Privatanleger vertrieben. Heute konzentrieren sich drei der fünf größten Vermögensverwaltungs-gesellschaften der Welt vorwiegend auf indexbasierte, »passive« Fondsanlagen und sieben der zehn größten Publikumsfonds der Welt sind Indexfonds. ETFs wurden schon oft als die wichtigste und erfolgreichste Finanzinnovation der vergangenen 30 Jahre bezeichnet.

 

Warum ist »Indexing« so erfolgversprechend und dabei vergleichsweise sicher?

Gerd Kommer: Indexfonds bringen auf lange Sicht höhere Renditen als der durchschnittliche aktive gemanagte Fonds und dieser Renditevorteil nimmt mit der Länge des betrachteten Zeitintervalls tendenziell zu. Die kleine Gruppe der aktiv gemanagten Fonds, die einem bestimmten Zeitfenster – ob in der Vergangenheit oder der Zukunft – besser abschneiden als der am besten vergleichbare Indexfonds, wechselt in ihrer Zusammensetzung ständig und ist nicht zuverlässig prognostizierbar. Deswegen lohnt es sich nicht, diese Minderheit aktive Fonds zu suchen. Es lohnt sich nicht nur nicht, es bringt in den meisten Fällen vermeidbare Renditeeinbußen. Indexfonds sind aktiv gemanagten Fonds vorwiegend deswegen überlegen, weil sie viel niedrigere Kaufkosten (Transaktionskosten) und laufende Kosten haben. Auf lange Sicht führt dieser Kostenvorteil wegen des Zinseszinseffekts zu sehr deutlich höheren Endvermögenswerten. Etwas allgemeiner kann man auch sagen, dass Indexfonds zu 100 Prozent auf den Erkenntnissen der wissenschaftlichen Finanzökonomie aufbauen, während aktiv Anlagestrategien wissenschaftliche Erkenntnis weitgehend ignorieren. Stellen Sie sich ein solches Vorgehen mal für einen Moment in der Medizin vor. Da geht das nicht aber in der Vermögensanlage ist es zulässig. Was die Frage der Sicherheit und des Risikos angeht, Indexfonds sind besser diversifiziert als aktiv gemanagte Fonds und daher von Haus aus risikoärmer. Generell kann man mit einem Indexing-Portfolio den Risiko-Rendite-Kombination seines Portfolio viel einfacher und viel transparenter so einstellen wie man es persönlich wünscht und viel genauer als das mit aktiv gemanagten Investieren möglich ist.

 

Ab welchem Investitionsvolumen lohnt sich das Anlegen mit Indexanlagen?

Gerd Kommer: Mit einem Sparplan kann man schon ab ungefähr 100 Euro im Monat in Indexfonds einsparen.

 

Wie tief muss ich in die Materie einsteigen – wieviel muss ich wissen, um in Indexanlagen zu investieren?

Gerd Kommer: »Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs« erklärt alles, was man wissen muss. Das Schöne an Indexanlagen und generell am passiven Investieren ist, dass es viel einfacher ist als normales aktives Investieren und viel, viel weniger Zeitaufwand erfordert. Aus meiner Sicht Schönste und Angenehmste am Indexing, dass es im Kern eine Philosophie des Nichtstuns ist, die uns Zeit lässt für die wichtigen Dinge im Leben: unsere Familie, unsere Gesundheit, unsere Freunde, unsere Hobbys und unseren Beruf. Gleichzeitig können wir durch diese Art von Nichtstun sicher sein, langfristig im vorderen Fünftel oder Zehntel aller Teilnehmer der letztlich unverzichtbaren Veranstaltung »Vermögensbildung und Altersvorsorge« zu landen. Was wollen wir mehr?

 

Gerd Kommer studierte Betriebswirtschaftslehre, VWL, Politikwissenschaft und Steuerrecht in Deutschland, den USA und Liechtenstein. Er ist in leitender Position im Firmenkundengeschäft eines Asset-Management-Unternehmens in London tätig.

 

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12.10.2015