In Ihrem Buch »Der Weg zum Doktortitel« beschreiben Sie erfolgreiche Strategien für den Weg durch das Dissertationsdickicht. Was ist aus Ihrer Sicht die häufigste Falle, in die junge Doktoranden tappen?
Helga Knigge-Illner: Zu Beginn des Projekts erscheint es sehr reizvoll, sich in die Literatur und die eigenen Ideen zum Thema zu vertiefen, und das tun viele Doktoranden viel zu lange ganz ohne Ziel- und Zeitplanung.
Als Doktorand ist man weitgehend ein Einzelkämpfer, der die Zeit selbst einteilen muss. Was sind die Voraussetzungen für ein gutes Selbstmanagement?
Helga Knigge-Illner: Man braucht dazu ein gutes Zeitmanagement – das heißt eine Übersichtsplanung über die Phasen des gesamten Projekts sowie jeweils Pläne für die einzelnen Arbeitswochen mit klaren Zielen für die erforderlichen Arbeitsschritte. Die Wochenpläne sollten aber auch motivierend gestaltet sein und zur Arbeit »einladen«. Die Planung der Freizeit und der schönen Dinge des Lebens gehört mit dazu. Und natürlich braucht es auch eine gehörige Portion Selbstdisziplin, aber die lernt man eben auch durch Anwendung der Regeln des Zeitmanagements.
Eine Promotion neben dem Beruf, insbesondere mit Kind, ist eine besondere Herausforderung. Was ist hier im Speziellen zu bedenken?
Helga Knigge-Illner: Unter diesen Bedingungen kommt man ohne gute Organisation und striktes Zeitmanagement gar nicht aus. Schließlich gilt es hier, mehrere Projekte parallel zu managen. Das führt zu erheblichen Belastungen. Promovierende Mütter (oder auch Väter) brauchen konkrete Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Neben dem Beruf zu promovieren, wird nur gelingen, wenn man die berufliche Arbeit reduziert und sich einen Freiraum für die Doktorarbeit schafft.
Ihr Buch ist jetzt in der dritten, aktualisierten und erweiterten Auflage erschienen. Was hat sich seit der ersten Ausgabe entscheidend verändert?
Helga Knigge-Illner: Seit der ersten Auflage haben sich die Wege zur Promotion erweitert und differenziert. Neben der Individualpromotion beim Doktorvater gibt es die strukturierte Promotion im Graduiertenkolleg, die »kumulative Promotion« bietet eine Alternative zur Dissertation als Monographie. Mein Buch beleuchtet diese und weitere neue Aspekte: die Internationalität der Forschungskooperation und die Anforderung von Auslandsaufenthalten während der Promotion, die aktuelle Diskussion des Plagiatsproblems hinsichtlich der wissenschaftlichen Standards sowie die Vorzüge von Promotionscoaching.
Dr. Helga Knigge-Illner ist Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin sowie Autorin verschiedener Studienratgeber.
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