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»Man muss dem Thema Innovation Macht einräumen.« Alexander Osterwalder

Alexander Osterwalder und Yves Pigneur haben ein Buch über das »unbesiegbare Unternehmen« geschrieben. Osterwalder erklärt im Interview mit campus.de, was es im Unternehmen braucht, um unbesiegbar in die Zukunft zu gehen.

Invincible Company heißt ihr neues Buch. Was muss man sich unter einem unbesiegbaren Unternehmen vorstellen?

Alexander Osterwalder: Natürlich gibt es nicht das »unbesiegbare« Unternehmen, aber die Unternehmen, die wir uns angesehen haben und die »unbesiegbar« am nächsten kommen, haben drei zentrale Eigenschaften: Sie erfinden sich immer wieder neu, vor allem, während sie erfolgreich sind. Sie konzentrieren sich nicht nur auf Preise, Produkte und Services, sondern haben zudem außerordentliche Geschäftsmodelle. Zum Dritten lassen sie sich immer weniger in klassische Industrieraster einordnen. Sie überwinden Grenzen und sind nicht mehr nur in einer Industrie zuhause.

 

Eine Innovationskultur fördern, Genre übergreifend arbeiten – das klingt in der Theorie gut. Heißt das, wer unschlagbar sein will, muss in jedem Fall bestehende Grenzen und Denkmuster überwinden?

Alexander Osterwalder: Richtig! Die meisten Unternehmen konzentrieren sich allerdings auf das Management des bereits Existierenden. Um unbesiegbar zu werden, muss man ein Weltklasse-Management haben, aber parallel dazu eine Innovationskultur aufbauen, die harmonisch mit der »execution culture« funktioniert. Wenn ein Innovationsteam zum Beispiel Zugang zu einer Supply-Chain braucht, muss das möglich sein. In der Praxis ist das nicht immer einfach.

 

Wie wird man als Unternehmen beweglicher – nach innen und schließlich auch nach außen?

Alexander Osterwalder: Der zentrale Punkt ist, dass man dem Thema Innovation Macht einräumen muss. Der/die CEO sollte mindestens 40 Prozent seiner/ihrer Zeit mit Innovationsthemen verbringen. Alternativ kann man einen Co-CEO mit den gleichen Machtbefugnissen einsetzen, der/die sich zu 100 Prozent auf die Zukunft konzentriert. Das ist bei Ping An der Fall, wo Peter Ma, CEO und Founder, Jessica Tan angestellt hat, um aus seinem Banking- und Versicherungs-Konglomerat ein innovatives Technologieunternehmen zu machen. Dafür stehen ihr zehn Prozent des Profits und ein Prozent des Umsatzes zur Verfügung. Sie hat im Unternehmen eine sehr vitale und erfolgreiche Innovationskultur aufgebaut, in der experimentiert und auch vieles verworfen wird, aber in der auch die besonderen Erfolge entstehen. Bei Ping An ist das zum Beispiel Good Doctor, die größte Health-Plattform in der Welt. Es ist schon erstaunlich, wie ein traditionelles Banking- und Insurance-Unternehmen zu einem Technologieunternehmen geworden ist, das in so unterschiedlichen Geschäftsbereichen tätig ist.

 

Sie haben ein Praxisbuch geschrieben. Wen haben Sie als Leser auf jeden Fall vor Augen?

Alexander Osterwalder: Wir möchten mit unserem Buch ein breites Publikum ansprechen.  Unternehmer, die von den Business-Model-Patterns profitieren und mit deren Hilfe bessere Geschäftsmodelle entwickeln können. Auch Innovation-Teams und Innovation-Leaders, die in einem bestehenden Unternehmen agieren, können von unserem Buch profitieren. Und dann natürlich die CEOs, CTOs und andere C-Level Führungskräfte, die eine Innovationkultur im Unternehmen aufbauen oder fördern wollen. Dieses Buch ist anwendbar für Unternehmen aller Größen. Vom Ein-Mann-Startup bis zum großen Konzern.

 

Dr. Alexander Osterwalder ist Berater und Trainer für Geschäftsmodellinnovationen. Seinen praxisorientierten Ansatz des Geschäftsmodelldesigns entwickelte er zusammen mit Dr. Yves Pigneur.

Dr. Yves Pigneur ist Professor an der Universität Lausanne. Er leitete zahlreiche Forschungsprojekte in der Entwicklung von Informationssystemen, IT-Management, Innovation und E-Business.

 

Sie möchten dieses Interview zweitverwerten? Bitte wenden Sie sich an unsere Online-Redakteurin, Nina Schellhase (schellhase@campus.de)

 

15.09.2020
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39,95 € inkl. Mwst.