Es war ein Glücksfall, Volkmar Sigusch in den frühen 2000er Jahren wiederzubegegnen, nachdem bereits in den 1980er Jahren eine Zusammenarbeit zwischen ihm und dem Campus Verlag bestanden hatte. Der von Martin Dannecker und Reimut Reiche herausgegebene Band »Sexualität und Gesellschaft« zu seinen Ehren hatte den Anstoß gegeben. Was folgte, war eine überaus anregende und produktive, fast 20 Jahre währende Zusammenarbeit, angefangen mit den »Neosexualitäten« 2005, über seine »Geschichte der Sexualwissenschaft« 2008, den Blick auf die Errungenschaften und das Ende des von ihm 1972 gegründeten Instituts für Sexualwissenschaft am Universitätsklinikum Frankfurt (»Auf der Suche nach der sexuellen Freiheit«, 2011), seine Bestandsaufnahme »Sexualitäten« 2013 bis hin zur Neuauflage seines Standardwerks »Praktische Sexualmedizin« 2020. Damit ist eine Auswahl benannt. Volkmar Sigusch schrieb gestochen scharf, fundiert und umfassend, mit Pointen und überraschenden Wendungen. Das Schreiben war für ihn ebenso wie sein empirisches Interesse Leidenschaft und Lebenselixier. Dabei war es immer wieder erstaunlich, dass sich eine Textredaktion im Detail erübrigte. Die Gespräche mit ihm waren über die Jahre ein unschätzbarer Fundus und sind nun eine wertvolle Erinnerung. Wir werden Volkmar Sigusch, den Menschen und seinen lebendigen und neugierigen Geist, vermissen.