Hat sich Deutschland politisch auseinandergelebt, auch räumlich? Nehmen gesellschaftsübergreifende Gemeinsamkeiten ab? Grenzen sich Anhänger der unterschiedlichen politischen Gruppen vermehrt voneinander ab? Finden wir politisch typische und untypische Orte eher in den Metropolen, in den mittleren und kleineren Städten oder auf dem Land? In Ost- oder in Westdeutschland? Ein bisher kaum ausgewerteter Datenschatz, die Informationen zum Wahlverhalten in allen 67.000 Urnen- und 28.000 Briefwahlbezirken Deutschlands bei den Bundestagswahlen von 2021 und 2025 sowie der Europawahl 2024, beantwortet diese Fragen und ergibt eine detaillierte Sicht auf die Nachbarschaften, in denen wir leben.

Ansgar Hudde verknüpft die Analysen von Wahlergebnissen auf kleinräumiger Nachbarschaftsebene mit sozialstrukturellen Daten und kenntnisreichen Lokalporträts ausgewählter deutscher Orte, in denen er vier Wahlmuster herausarbeitet: »Typischdeutschland« (hier wird so gewählt wie in Deutschland insgesamt, vor allem in westdeutschen Mittelstädten), »AfD-trifft-Linke« (häufig in Ostdeutschland, jenseits der Großstadtzentren), »Konservativ« (charakteristisch für ländliche Regionen Bayerns) und »Grün-Links« (dominiert in den Innenstädten der Metropolen und Universitätsstädte). Durch die Linse des lokalen Wahlverhaltens entsteht ein faszinierendes Bild der politischen Landkarte Deutschlands, das künftige Wahlergebnisse schnell und differenziert einzuordnen hilft.