Sie sind Deutschlands erste Glücksministerin und haben sich vorgenommen, das Bruttonationalglück zu steigern. Wie stellen Sie das an?
Gina Schöler: Mein Arbeitsalltag als Glücksministerin ist so vielfältig wie das Thema selbst. Menschen erreichen, sie motivieren und selbst aktiv werden lassen sind meine Hauptziele. Das schaffe ich, indem ich auf vielfältige Weise aufzeige, wie breit das Thema Glück ist, welche positiven Auswirkungen es gibt und wieviel Spielraum jeder einzelne von uns selbst hat, um die Welt ein kleines bisschen besser werden zu lassen. Ich bin quasi der Appetitanreger. Und jeder einzelne von uns ist sein eigener Chefkoch, um sein persönliches Glücksrezept zusammenzustellen.
Ihr Buch heißt: »Das kleine Glück möchte abgeholt werden«. Ist weniger das neue Mehr?
Gina Schöler: Das Buch möchte dazu ermutigen, auf die kleinen Dinge zu achten. Die kleinen zwischenmenschlichen Gesten, winzige Wohltaten im Alltag, flüchtige Sinneswahrnehmungen ... So kann man peu à peu eine ganze Menge zum Positiven hin verändern. Und man wird feststellen, dass es nicht das ganz große Glück ist, dem man hinterherjagen muss, sondern, dass es schon hier ist, das kleine Glück. Überall.
Die Sehnsucht nach Glück ist groß. Sind wir im Wünschen groß, aber im Umsetzen unserer Wünsche noch etwas zaghaft?
Gina Schöler: Wünsche sind gut und wichtig und es ist essentiell, dass wir sie haben. Sie sollten stets geäußert werden, um an Kraft zu gewinnen. Aber Wünsche sind nicht zum Träumen da. Wünsche sind zum Erfüllen da.
Sie stehen mit vielen Fachleuten, Experten, Wissenschaftlern und Politikern zum Thema Glück in Kontakt. Unter anderem auch mit der Gross National Happiness Commission, Bhutan. Dort wurde das Glück im besten Sinne zum Politikum. Erzählen Sie davon!
Gina Schöler: In dem kleinen Land Bhutan gibt es eine sogenannte Gross National Happiness Commission, die in regelmäßigen Abständen das Wohlbefinden der Bevölkerung abfragt. Anhand dieser Ergebnisse messen sie das Bruttonationalglück, das sie wiederum dem Bruttoinlandsprodukt gegenüber stellen. So zählt also nicht nur das rein wirtschaftliche Wachstum, sondern hier wird Wohlstand eben auch am Wohlbefinden der Menschen gemessen. Dies war eine große Inspirationsquelle für das »MfG«.
Als Glücksministerin wollen sie die Themen Glück und Lebensfreude spielerisch, humorvoll und kreativ ins Gespräch bringt und zum Umdenken und Mitmachen motivieren. Inwiefern trägt Ihr Buch dazu bei?
Gina Schöler: Das Buch steckt voller Leben. In all seinen Facetten. Geschichten, Anekdoten und Gefühle aus meinem Leben und das vieler Fans und Freunde des Projektes. Es kommt mit einem kleinen Augenzwinkern daher, es kitzelt, tröstet und motiviert. Durch die ganzen Aufgaben für den Alltag, die Anstiftungen des Ministeriums für Glück und Wohlbefinden, hat man zudem handfeste Ideen, wie man sich selbst unmittelbar aus der Komfortzone herauskatapultieren kann.
Was tun Sie persönlich für Ihr tägliches Glück?
Gina Schöler: Ich versuche, mir meine ganz individuellen Pausen-Rituale zu kreieren. Mit dem Hund früh morgens an den Neckar, ein spontanes »Ja« zu einer Kaffee-Einladung vom Nachbarn, einfach einen Gang runterschalten und langsamer radeln. Man nimmt nicht nur ganz andere Dinge wahr, man ist auch wirklich entspannter. Für sich selbst Zeit nehmen, egal wie stressig es ist, geht immer! Und ich habe den Satz »Ich mach das noch schnell« aus meinen Alltag verbannt. Zumindest meistens, also fast immer, ich schwöre!
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