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Business

»Die kalte Dusche kommt, wenn Führungskräfte merken, dass sie vergessen haben, ihre Mitarbeiter ins Boot zu holen.«

Jörg Knoblauch und Benjamin Kuttler erklären, warum es für Unternehmen entscheidend ist, die Mitarbeiter in den Fokus zu stellen. Ein Interview zum Buch »Das Geheimnis der Champions«.

»Viele erfolgsverwöhnte Unternehmen werden bald eine kalte Dusche erleben, wenn sie im Personalmanagement nichts ändern.« So lautet der erste Satz in Ihrem neuen Buch »Das Geheimnis der Champions«. Was machen die meisten Unternehmen falsch?

Jörg Knoblauch: Wir erleben bei unseren Kunden, dass Personalarbeit eher als lästiges Übel und entsprechend stiefmütterlich behandelt wird. Da werden Prozesse optimiert, der Markt wird Tag und Nacht beobachtet, die neuesten IT-Systeme eingeführt, und an der Strategie bis ins kleinste Detail gefeilt. Die kalte Dusche kommt, wenn Führungskräfte merken, dass sie vergessen haben, ihre Mitarbeiter ins Boot zu holen. Wenn sie außer Acht lassen, dass »A-Mitarbeiter« – also die Besten der Besten für den jeweiligen Job – der einzige Garant für das dauerhafte Überleben eines Unternehmens sind. Und dass unfähige Mitarbeiter Ihre Firma ruinieren.

Mitarbeiter ist nicht gleich Mitarbeiter! Es gibt dramatische Unterschiede. Volkswirtschaftlich betrachtet geht es hier um Milliardenbeträge. Deshalb plädieren wir mit diesem Buch für einen Paradigmenwechsel nicht nur in der Personalabteilung, sondern auf allen Ebenen im Unternehmen. Ich bin selbst Unternehmer im deutschen Mittelstand und trage Führungsverantwortung. Und ich sage: Es ist fünf vor zwölf. In deutschen Unternehmen gibt es zu wenige Topleute und zu viel Mittelmaß. Wir werden im internationalen Vergleich immer weiter abgehängt. Und es kommt noch schlimmer: Das Mittelmaß hierzulande ist vielfach gewollt! Aus falsch verstandener Menschenfreundlichkeit folgen wir falschen Leitbildern – die am Ende keine menschenfreundlichen Folgen haben.

Sie porträtieren in Ihrem Buch exzellente Unternehmen und zeigen, wie diese ihre Mitarbeiter finden und binden. Welche Geschichte/Methode hat Sie persönlich am meisten beeindruckt?

Jörg Knoblauch: Google ist DAS Paradebeispiel. Je mehr wir uns mit diesem Unternehmen beschäftigt haben, desto mehr können wir nachvollziehen, warum Google einer der gefragtesten Arbeitgeber der Welt ist. Im Durchschnitt sind es 6000 Bewerbungen pro Stelle. Der Auswahlprozess umfasst neun Stufen und beinhaltete in der Vergangenheit bis zu 30 Bewerbungsgespräche pro Bewerber. Google kultiviert lieber eine rigorose Auswahl und verliert damit einige mögliche A-Mitarbeiter als dass es durch eine zu laxe Auswahl B-Mitarbeiter an sich bindet. Larry Page, einer der Gründer von Google, verbringt bis heute mit nichts mehr Zeit als mit der Auswahl neuer Mitarbeiter. Kritiker werfen ihm vor, das seien 70 bis 80 Prozent seiner Arbeit. Seine Antwort darauf: Das ist der Job, für den ich bezahlt werde. Die rigorose Mitarbeiterauswahl hat Google zu dem gemacht, was es ist: das wertvollste Unternehmen der Welt.

Die besten Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, ist in Zeiten heterogener Karrieren nicht so einfach. Was hat sich in den letzten Jahren in Punkto Personalmanagement vor allem verändert?

Benjamin Kuttler: Statt »Work-Life-Balance« wird immer häufiger von »Work-Life-Blend« gesprochen. Nicht wie kann ich Arbeit und Leben in Balance halten, sondern wie kann ich sie ideal miteinander verbinden. Arbeit ist doch auch Leben.
Bei den »Goodies« für die Mitarbeiter ist das Silicon Valley kaum zu toppen: riesige firmeneigene Sportanlagen, Top-Kinderbetreuung, Fahrservice, Massagen, kostenloses Essen von Spitzenköchen und vieles mehr. In unserem Mittelstand darf das gerne etwas bescheidener sein, solange gute Laune herrscht und die Arbeitgeber gute Ideen haben. Mit unserem »33 Rosen-Programm« für Mitarbeiter gehören wir bei tempus seit vielen Jahren zu den Vorreitern. Gemeinsame Freizeitaktivitäten für die Mitarbeiter zu organisieren muss nicht zwangsläufig teuer sein. Ein einzelnes Büro als Eltern-Kind-Büro einzurichten ist auch schnell umgesetzt. A-Mitarbeitern mehr zu vertrauen und ihnen größere Freiheit und Flexibilität einzuräumen ist sogar komplett kostenlos. Was auch immer Sie Ihren Mitarbeitern Gutes tun – die Devise lautet: Geben und Nehmen. Verlangen Sie viel von Ihren Mitarbeitern, aber geben Sie ihnen auch viel zurück.

Sie plädieren für eine radikale Fokussierung auf A-Mitarbeiter? Ist die Klassifizierung nach A, B und C geeignet, um die Talente der einzelnen Mitarbeiter zu erkennen und zu fördern?

Benjamin Kuttler: Richtig angewendet sind Beurteilungen zielführend, fair und helfen den Mitarbeitern ihre Talente zu erkennen und entsprechend zu fördern. Sie gehört zu gutem Personalmanagement dazu. In einer Vertrauenskultur ist das auch kein Problem. Seit Jahren setzen nicht nur wir, sondern viele weitere exzellent geführte Unternehmen auf die ABC-Mitarbeiterbeurteilung. Das Meinungsforschungsinstitut Gallup liefert im Frühjahr jedes Jahres die aktuellen Zahlen zum Thema ABC-Mitarbeiter. Eine Mitarbeiterbeurteilung (das Formular finden Sie gratis als Download auf unserer Website www.abc-personal-strategie.de) zeigt Ihnen, wo Sie mit Ihren Mitarbeitern stehen. Aktuell sind die Gallup-Zahlen für Deutschland im Durchschnitt 16 Prozent A, 68 Prozent B und 16 Prozent C. Unsere Zielvorgabe, wenn wir als Berater gerufen werden, ist 80-20-0.

Jörg Knoblauch: Unser großes Vorbild mit ABC-Strategie ist General Electric. Oder besser: die Managerlegende Jack Welch. Er ist nach wie vor rund um die Welt unterwegs, und seine Einteilung der Mitarbeiter in drei Leistungsstufen erregt immer noch die Gemüter. Als er nach einem Vortrag einmal gefragt wurde, ob die Bewertung von Mitarbeitern nicht zwangsläufig ungerecht sein müsse, antwortete er mit einer Gegenfrage: »Haben Sie in der Schule jemals Noten erhalten?« Alle nickten zustimmend. Jack Welch hakte nach, ob irgendjemand die Benotung für gemein gehalten hätte. »Hm, nein«, lautete die Antwort. »Manchmal tun Noten weh«, stellte Jack Welch fest. Noten sorgen für Klarheit. Sie geben eine wichtige Auskunft über uns und unsere Talente. Wo Jugendliche gute Noten bekommen, da bleiben sie dran und da erkennen sie die Richtung für ihren späteren Beruf. »Sollen unsere Leistungen nicht mehr bewertet werden, nur weil die Schulzeit oder das Studium hinter uns liegen?«, fragte Jack Welch seine Zuhörer. »Damit keine Gemeinheiten passieren können? Ich bitte Sie!«


Für den Weg an die Spitze braucht es nicht nur eine gute Strategie, sondern vor allem Durchhaltevermögen und Konsequenz. Was raten Sie Unternehmern für die »Durststrecke«?

Jörg Knoblauch: Unserer Erfahrung nach sind die beiden längsten Hebel ABC-Mitarbeiterbeurteilung und die Arbeit mit messbaren und machbaren Zielen. Das sind die stärksten Beschleuniger. Der Weg an die Spitze dauert drei bis fünf Jahre. Und er ist unvermeidbar, denn allein 80-20-0-Unternehmen sind global wettbewerbsfähig. Die besten Unternehmen der Welt haben fast ausschließlich A-Mitarbeiter. Steve Jobs von Apple hat einmal gesagt: »Sobald du jemanden aus der B-Kategorie einstellst, fängt der an, andere B und C ins Boot zu holen.« Insofern stellen Sie nur noch A-Mitarbeiter ein, denn die Kosten für einen falsch eingestellten Mitarbeiter summieren sich auf rund 15 Monatsgehälter. Weitere Tipps und Infos erhalten Sie in unserer Buch-Mediathek unter: www.geheimnis-der-champions. de/mediathek



Zu den Autoren

Prof. Dr. Jörg Knoblauch ist Inhaber verschiedener Unternehmen. Mit Sachverstand, Kreativität und Weitsicht entwickelt, realisiert und vermittelt der kreative Schwabe seit über 20 Jahren preisgekrönte Führungsmodelle und neue Strategien zur Mitarbeiterbindung. Für seinen Erfolg wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem »BestPersAward« für exzellente Personalführung.

 

Benjamin Kuttler ist bei tempus verantwortlich für die Beratung von Unternehmen im Bereich Recruiting und Personalentwicklung.

 

 

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11.05.2016

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Das Geheimnis der Champions
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