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Finanzen

»Es ist zunehmend schwieriger, sich in der Wirtschaftswelt zurechtzufinden«

Michael Opoczynski ist das, was man einen »alten Hasen« nennt. Seit 1980 ist der studierte Politologe beim ZDF. Seit 1986 begleitet er die Sendung WISO, seit 2010 leitet er die ZDF-Hauptredaktion »Wirtschaft, Recht, Soziales und Umwelt«.

Wenn »Opo« - wie ihn seine Kollegen nennen - ins Studio kommt, herrscht eine beeindruckende Mischung aus Konzentration und Gelassenheit. Sein Team kennt sich und weiß, dass Opoczynski stets »auf den Punkt« ist. Wenn das rote Lämpchen angeht, ist er voll da. Das gilt auch für unser Interview.

© Rico Rossival

Warum ist das Format WISO seit so vielen Jahren erfolgreich?
Wir sprechen eine sehr direkte Sprache. Und wir sprechen sie bei Themen, die die Bürger direkt angehen. Fragen wie »Was wird mit meinem Geld?« »Was wird mit meiner Rente?« Es ist zunehmend schwieriger, sich in der Wirtschaftswelt zurechtzufinden. Früher gab es einen Telefonanschluss von der Bundespost und man konnte beim Telefon grün oder cremefarben auswählen. Das Thema Telefon allein ist ja heute dringend Ratgeber bedürftig. Das versuchen wir und es kommt gut an.  

Was sind Dauerbrenner-Themen bei WISO?
Alles, was mit Geldanlage zu tun hat und alles rund um Versicherungen. Gerade dort haben die Menschen das Gefühl, ihr Geld ist willkommen, aber wenn sie etwas von der Versicherung wollen, werden die plötzlich schmallippig.
Trauen sich die Bürger bei diesen Themen nicht selbst zu fragen oder kommen sie an manche Infos einfach nicht heran?
Die Sendung ist oft »der Anwalt der Zuschauer«. Viele Leute melden sich bei uns und erwarten, dass wir ihnen helfen. Sie sind einfach empört, wie man in der heutigen Welt behandelt wird, wenn man sich nicht richtig auskennt. Und dann wollen sie, dass wir ihren Fall zum Thema machen. Wenn sie sich richtig geärgert haben, sind sie auch bereit, vor die Kamera zu gehen.

Wer in Deutschland lebt, braucht Beratung?
(lacht) Das würde ich gar nicht auf Deutschland begrenzen. Man muss mittlerweile ziemlich fit sein. Vor allem im Netz wird man ständig angequatscht: »Kauf mich«, »Nimm mich«, »Ich biete Dir ein ganz tolles Telefon« – und dann ist ein Vertrag daran gebunden, der mich das Telefon drei Mal bezahlen lässt, bis es mir gehört. Man wird überall von Werbung überwältigt und die Werbung verspricht einem alles Mögliche. Manche Leute lassen sich davon verführen und geraten in eine Schuldenfalle, aus der Sie so schnell nicht mehr herauskommen. Das ist das, wovor wir immer warnen. Aber das ist kein deutsches Phänomen, sondern ein globales.

Wie werden die Themen für WISO ausgewählt?
Ein Thema muss filmisch darstellbar sein. Wenn es das nicht ist, können wir es nicht bearbeiten. Hochkomplexe juristische Themen - die kommen bei uns im Fernsehen nicht vor.

Dafür gibt es dann aber die WISO Ratgeber-Bücher, die seit vielen Jahren  beim Campus Verlag erscheinen. Welche Themen eignen sich denn besonders für ein Buch?
Das Buch geht in die Tiefe. Da können ganz ausführlich bestimmte Altersvorsorge oder Versicherungsprodukte gesichtet werden. Ich als Autor hole mir da Interviewpartner, die auch in der Sendung auftreten und sage: »So, jetzt haben wir die Zeit und jetzt will ich es wissen.« Was tue ich, wenn ich eine Versicherung unterschrieben habe? Wie komme ich wieder aus einem Vertrag raus? Brauche ich eine Glasschadenversicherung? Die Bücher sind Nachschlagewerk, aus denen sich der Leser die für ihn wichtigen Informationen herausziehen kann. Natürlich findet man heute viele Antworten im Netz, die sind aber oft Interessen gesteuert - Informationen über den Sinn von Versicherungen kommen oft von den Versicherungen selbst. Das Buch hingegen ist ein neutraler Ratgeber. Hier kann sich der Leser darauf verlassen, dass der Autor des Buches alle Eventualitäten kennt. Deshalb hat es auch nach wie vor eine ganz wichtige Funktion.

Welchen Leser setzen Sie bei den WISO Ratgebern voraus?
Denn Nicht-Wissenden, der wissen will. Der Leser braucht kein Hintergrundwissen , um das Buch zu lesen. Wir bereiten für ihn komplexe Themen in einer klaren einfachen  Sprache auf – eine anspruchsvolle Aufgabe!  

Sie werden bald ihre letzte WISO Sendung moderieren. Welches Buch haben Sie noch Planung?
Ich möchte einen Wirtschaftskrimi schreiben, in dem ich alle die Finsterlinge, die ich in der Sendung nicht attackieren konnte, zu fiktiven Gestalten mache und sie dann nach Strich und Faden »vermöbeln«. Vor fünf Jahren haben drei Rentner ihren Finanzberater, der ihnen ihr Geld abgenommen hat, als Geisel genommen und gesagt: »Sorg dafür, dass wir unser Geld zurückbekommen. Sonst bleibst Du hier hocken.« Fiktiv kann man so etwas wunderbar bearbeiten.

Welchen Rat würden Sie dem Campus Leser mit auf den Weg geben?
Bestelle nichts im Internet, bevor Du nicht das Kleingedruckte gelesen hast. Und wenn es zehn Minuten dauert, nimm’ Sie Dir. Sonst könntest Du es bereuen.

Ich danke Ihnen für das Gespräch!

 

Das Interview führte Nina Schellhase

 

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17.09.2013