Business

»Führung entsteht nicht nur top-down, sondern auch bottom-up«

Digitalisierung verändert die Rolle von Führung und Arbeit radikal. Was das für Unternehmen bedeutet, erklärt Campusautorin Isabell M. Welpe im Interview.

Wie verändert die Digitalisierung die Rolle der Führung?

Isabell Welpe: Führung entsteht nicht nur top-down sondern auch bottom-up, das heißt die Macht wird stärker verteilt und die Führungsrolle verändert sich weg von Kontrolle und Überwachung hin zu Coaching und Begleitung.
 

Wie verändert sich durch die Digitalisierung die Beziehung zwischen Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmern und Arbeitgeberinnen/Arbeitgebern?

Isabell Welpe: Auf jeden Fall finden wir derzeit, dass die klassischen Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Definitionen weniger greifen und passen. Vielleicht wird es bald so sein, dass diejenigen, die nachgefragte Kompetenzen haben (derzeit sind das etwa IT Skills), als »Arbeitgeber« bezeichnet werden, also als diejenigen, die Arbeit geben können. Und die nachfragenden Unternehmen dann als »Arbeitnehmer«, also diejenigen, die Arbeit annehmen.
 

Wie erreichen wir Diversität in Führungspositionen?

Isabell Welpe: Durch biasfreie, also unvoreingenommene Auswahlprozesse erreichen wir eine Unternehmenskultur, die neben Diversität auch Inklusivität sicherstellt und in der Lage ist, Talent und Beiträge zu unternehmerischen Wertschöpfung unabhängig von biologischen, sozialen und demografischen Faktoren anzuerkennen.

Wie ermöglichen Organisationen die Kreativität und Innovation?

Isabell Welpe: Durch die Auswahl kreativer Köpfe und indem sie Rahmenbedingungen schaffen, die Kreativität zulassen. Insbesondere die klassischen Zielerreichungsinstrumente, mit denen Mitarbeiter gesteuert werden müssen,  stehen bei kreativen Leistungen auf den Prüfstand.

 
Wie können Organisationen die digitale Transformation bestmöglich gestalten? Welche konkreten Managementpraktiken gibt es hier?

Isabell Welpe: Hier möchte ich vor allem drei Dinge nennen. Erstens: Organisationen müssen die Mitarbeiter so auswählen und sozialisieren, dass eine Zusammenarbeit auf Basis berechtigten Vertrauens möglich ist. Ohne Berechtigtes Vertrauen ist agiles Arbeiten nicht möglich. Zweitens: Organisationen müssen die richtigen Defaults setzen, also festlegen in welchen Bereichen etwas der Normal- bzw. der Ausnahmefall ist. Und drittens müssen Organisation, die Qualitätskontrolle ihrer strategischen Entscheidungen verbessern.


Isabell M. Welpe ist Inhaberin des Lehrstuhls für Strategie und Organisation an der TU München und Direktorin des Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung und Hochschulplanung.

Besuchen Sie den Change Congress am 20./21. November 2018 in Berlin.
Isabell M. Welpe hat auch in diesem Jahr der inhaltliche die Kongressleitung inne.
Der Fokus in 2018: Revolutionize! Führung und Strukturen mutig gestalten.

 

 

 

27.09.2018