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Business

»Ich musste wortwörtlich loslassen und ganz anders führen.« Insa Klasing

Top-Managerin Insa Klasing zeigt, wie sie mit weniger Führung mehr erreichen können.

Ihr Buch würde es nicht geben, hätten Sie sich vor einigen Jahren nicht beide Arme gebrochen. Eine harte Erfahrung, mit einer immensen Lernkurve. Was ist passiert?

Insa Klasing: Bei einem Reitunfall brach ich mir beide Arme, der linke war sogar komplett abgebrochen. Die Reha dauerte sechs Wochen, und als ich wieder ins Büro zurückkehrte, war der linke Arm in einer Schlinge und die rechte Hand gegipst. Meine Energie reichte für genau zwei Stunden am Tag. Ich musste wortwörtlich loslassen und ganz anders führen. Und die Ergebnisse waren super. So entstand die Idee für den »Zwei-Stunden-Chef«.

 

Was geschieht, wenn Mitarbeiter plötzlich stark auf sich selbst gestellt sind und autonom handeln dürfen?

Insa Klasing: Das entfaltet eine enorme Energie, denn Autonomie ist das wichtigste psychologische Grundbedürfnis überhaupt. Es ist der Schlüssel für Selbstmotivation, fördert Kreativität und Weiterentwicklung gleichermaßen. Allerdings gibt es für den Chef auch einige Weichen zu stellen bevor er loslässt, damit Autonomie nicht zu Chaos oder Stillstand führt. Dazu gehören u.a. das richtige Team, eine geteilte Vision und das Erlauben von Fehlern. 

 

Wie sehr hängt die Schlagkraft des Teams mit der Fähigkeit der Führungskraft zusammen, loszulassen?

Insa Klasing: Sie können Top Spieler in Ihrem Team haben, aber wenn diese nicht an den Ball dürfen, können sie ihr Potential nicht entfalten. Unterfordert gehen sie häufig in die innere Kündigung oder verlassen das Unternehmen. In vielen amerikanischen Unternehmen ist das Führungsprinzip »let them shine«, also den Mitarbeitern die Bühne zu überlassen und sich als Führungskraft klar als Coach und nicht als bester Stürmer zu definieren, schon viel weiter verbreitet als hierzulande. 

 

Welches Argument sollte jede Führungskraft zum Loslassen bewegen – auch ohne sich vorher den Arm zu brechen?

Insa Klasing: Ganz klar mehr Zeit und Erfolg. Mehr Erfolg, weil Führen mit Autonomie die Motivation der Mitarbeiter beflügelt, Eigenverantwortung erhöht und Innovation beschleunigt. So hat der Chef endlich Zeit, sich um das Wesentliche zu kümmern, wie zum Beispiel die Herausforderungen der Zukunft. Zudem erwarten Millennials - die ab 2025 bereits 75 Prozent aller Arbeitnehmer ausmachen werden - Autonomie von ihren Chefs und werden sich in Zeiten von zunehmendem Fachkräftemangel ihre Arbeitgeber danach aussuchen können. 

 

Die Autorin

Insa Klasing ist CEO und Co-Founder des Start-ups TheNextWe, ehemalige Geschäftsführerin von Kentucky Fried Chicken in Deutschland, Österreich, Schweiz und Dänemark sowie Young Global Leader 2017. Sie ist für ihren neuen Führungsstil in der Welt des Big Business ebenso wie in der Start-up-Szene anerkannt.

 

22.05.2019

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Der 2-Stunden-Chef
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