Leben

»Mein Buch hilft, sich den Anstrengungen des Alltags weniger ausgeliefert zu fühlen.« Horst Conen

Der Bestseller in überarbeiteter Neuausgabe!

Horst Conen hat seinen Bestseller »Sei gut zu Dir, wir brauchen Dich« runderneuert. Er zeigt uns, wie sich das tägliche Belastungspaket leichter bewältigen lässt und wir uns weniger selbst unter Druck setzen. Im Interview mit campus.de erklärt Conen, wie das funktioniert.

»Sei gut zu dir, wir brauchen dich«, heißt der Titel Ihres Buches. Warum sind wir eigentlich heute alle so gestresst?

Horst Conen: Da kommt viel zusammen. Die Belastungsquellen im Job, die Aufgaben zu Hause, unsere fordernde Zeit, die vielen Möglichkeiten und Veränderungen heute, hohe Erwartungen an uns selbst. Oft reicht ein Blick auf die Termine einer normalen Woche und wir denken: »Wie kriege ich das alles hin?«. Viele beklagen, zu viele Aufgaben in zu kurzer Zeit erledigen zu müssen. Das schafft das Gefühl, sich an vielen Fronten zu mühen, aber nirgendwo richtig weiter zu kommen oder so gut zu sein, wie man es eigentlich möchte - was das Stressgefühl verstärkt. Viel um die Ohren zu haben und sich dabei auch oft zu überfordern, ist heute zur Normalität geworden – bemerken die Sozialwissenschaftler. Auch ich erlebe in meinen Coachings immer wieder, dass leistungsbereite, leistungsstarke Frauen und Männer so auf Dauer in die Burnout-Falle geraten.

 

Sie haben das »Take-Care-Prinzip« entwickelt, was genau steckt dahinter?

Horst Conen: Um mit dieser komplizierten Zeit gut klar zu kommen, wird es immer wichtiger zu lernen, uns selbst ein guter Begleiter zu sein und mit dem täglichen Belastungspaket klug umzugehen. Dazu gehört auch, ein Gespür für die Warnzeichen zu bekommen. Das können körperliche Beschwerden sein oder ständige Unzufriedenheit, das Gefühl unter Druck oder am Limit zu sein. Auch der Gedanke, in der eigenen Rolle gefangen zu sein und am liebsten ganz anders leben zu wollen, wird oft genannt. Viele nehmen solche Gefühle und Gedanken nicht zum Anlass, sich einmal zu fragen, »Was will mir das sagen?« und machen immer weiter. Das Take-Care-Prinzip regt dazu an, in einen Dialog mit sich selbst einzutreten, sich die richtigen Fragen zu stellen und konkret über Veränderungen nachzudenken. Es besteht aus einfachen, aber probaten Maßnahmen, die wir dem Stress positiv entgegensetzen können. Die Take-Care-Übungen helfen, achtsamer mit den eigenen Kräften umzugehen, ein kluges Selbstmanagement zu betreiben, um in der Hektik des Alltags gelassener agieren zu können.

 

Geben Sie uns ein, zwei einfache Tipps, wie wir das im Alltag erreichen können?

Horst Conen: Zum Beispiel, indem wir uns in Selbststeuerung üben. Sich selbst steuern zu können, gibt uns das Gefühl, die Dinge mehr im Griff zu haben - weniger fremdbestimmt zu sein. Ein Gefühl, das ja sehr zu innerer Erschöpfung beiträgt. Wir können uns dazu täglich drei Fragen stellen.

1. Was ist mir heute wichtig?

Anstatt vor dem Arbeitschaos am liebsten flüchten zu wollen, erst mal auf Abstand gehen, von oben drauf schauen, Wichtiges von Unwichtigem trennen und dann kleine erreichbare Ziele für den Tag planen. Diese dann konzentriert durchziehen - ohne aufs Handy zu schauen und sich ablenken zu lassen von Mails, Apps, Twitter & Co. Wichtig: zwischendurch kleine Selbstbelohnungen setzen, auch bei unangenehmen Aufgaben. Und auch mal ein Vorhaben aufgeben, was wir eigentlich noch hineinpacken wollten. Oder zu einer festgelegten Uhrzeit aufzuhören. Dieses »sich selbst managen« und »Grenzen setzen« erzeugt vielleicht kurz Frust, dafür aber einen zeitlichen Gewinn, somit mehr Energie und mehr Lebensfreude und schützt vor Überforderung.

 

2. Was kann ich heute dazu beitragen, um in meinem Leben etwas zu verbessern?

Anstatt still zu leiden, mal mit dem Vorgesetzten reden, um ihm Zustände aufzuzeigen, die uns nerven oder unzufrieden machen. Dabei die inaktive Rolle aufgeben, aktiv vorschlagen, was man anders machen könnte. Oder auch mal »Nein« sagen, zu einem Anliegen von außen oder einem selbstauferlegten Muss. Und nicht nur den Anderen, auch mal sich selbst gerecht werden. Dasselbe gilt, wenn es sich um Themen handelt, die uns zu Hause oder am bestehenden Familienmanagement nerven. Bei schlechtem Gewissen, sich vor Augen führen, sich zu einer klaren Haltung durchgerungen zu haben. Das hat auch eine stärkende Wirkung, denn es lässt uns wieder unseren freien Willen spüren und die Selbstbestimmung.

 

3. Was kann ich heute tun, um auf mein Energiekonto einzuzahlen?

Anstatt nur täglich abzuheben auch Energie ansparen. Das Feierabendbier oder die neueste Netflixserie nach einem langen Arbeitstag kann zu wenig sein. Wichtiger ist, sich zu fragen, »Was brauche ich wirklich um leistungsfähig zu sein?«, »Was gibt mir persönlich Energie?« Dazu gehört auch die Frage: »Was bin ich für ein Typ?« Eher »introvertiert«, sollte ich meinen Alltag so managen, dass ich kleine Rückzugs- und Ruheeinheiten bekomme, in denen ich auftanken kann. Der eher Extravertierte sollte gezielt für Abwechslung und Kommunikation sorgen, woraus er Kraft schöpfen kann. Wichtig ist, dass wir uns trotz aller Aufgaben die Zeit dafür nehmen müssen, uns genau das zu geben, was wir für unsere Persönlichkeit »brauchen«. Wer meint, diese Zeit nicht zu haben, dessen Energiekonto ist bald massiv im Minus.

 

Im Buch geht es auch um schädliche Verhaltensmuster und Selbstsabotage. Wo fängt die an?

Horst Conen: Das ist oft nicht leicht zu erkennen. Die Wurzeln dafür liegen meist tiefer. Frühe Erfahrungen aus Kindheit und Jugend spielen dabei eine Rolle. Sie können Denkmuster geprägt haben, die uns nicht guttun und unser Handeln als Erwachsener immer noch beeinflussen. Sie haben sich im Gehirn festgesetzt und sind wie ausgetretene Pfade, denen man automatisch folgt, auch wenn wir uns damit mehr schaden als nutzen. Über Jahre von solchen Denkschablonen geleitet, kann es eine Selbstsabotage werden, die zu Depressionen und Burnout führen kann. Oder, dass man immer wieder in unglücklichen Beziehungen landet. Oder, dass man sich die im Job erreichten Erfolge selbst wieder kaputt macht. Um da wieder rauszukommen, ist es gut, sich professionelle Hilfe zu suchen. In einem Coaching lassen sich die negativen Botschaften aus der Kindheit enttarnen – und hinterfragen, warum wir unbewusst daran festhalten. Danach gilt es neue und bessere Verhaltensweisen einzuüben. Das Ganze ist dann ein Prozess, den kaum jemand allein schaffen kann.

 

Was gewinnen wir, wenn wir Ihr Buch gelesen haben?

Horst Conen: Ich denke, mein Buch kann helfen, sich den Anstrengungen des Alltags weniger ausgeliefert zu fühlen. Oder als ein machtloser Getriebener, der zu funktionieren hat und seine Situation nicht verändern kann. Das Buch liefert eine Reihe von Anleitungen, die darauf ausgerichtet sind, wieder in das starke Gefühl der »Selbstbestimmung« zurück zu finden. Ich würde mich freuen, wenn die Leserinnen und Leser das am Ende wieder mehr spüren können. Denn es ist die Grundlage, um Verhaltensweisen ändern und Entscheidungen treffen zu können, die dazu führen, mehr so zu leben, wie wir gerne leben möchten. Aber auch das: Wir reden heute viel von »Nachhaltigkeit« – nachhaltig zu leben, um die Umwelt zu schützen. Das lässt sich auch auf den Umgang mit den eigenen Ressourcen übertragen. Das Buch ist auch ein bisschen eine Reise, an deren Ende hoffentlich auch klar wurde, dass wir die Verantwortung für unsere eigene Lebenskraft nicht abgeben können, sondern selbst dafür sorgen müssen, sie uns zu erhalten. Zu dieser eigenen »Nachhaltigkeit« erhält man viele Tipps – damit wir uns und den Menschen, die uns wichtig sind, die uns brauchen und lieben, noch lange erhalten bleiben.

 

Zum Autor

Horst Conen gilt seit Jahren als einer der renommiertesten Coachs mit den Schwerpunkten Leben, Beruf, Erfolg.

www.conencoaching.com

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07.10.2019

Leben

Sei gut zu dir, wir brauchen dich
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