Ihr Buch heißt »Working Dad« und richtet sich an Männer, die ihre Karriere verfolgen und dennoch aktive Väter sein wollen, richtig?
Roman Gaida: Da viele Passagen im Buch sehr persönlich sind und ich zum einen ein Mann, zum anderen Vater bin, haben Sie nicht ganz unrecht. Das Buch ist auch geeignet für Eltern, die Beruf und Familie besser in Einklang bringen wollen.
Gab es eine Initialzündung für das Buch?
Roman Gaida: Ich hatte ehrlich gesagt nie vor, ein Buch zu schreiben. Einerseits, weil ich niemanden belehren möchte, aber auch schlichtweg deshalb, weil meine Noten in Deutsch nie sehr gut waren.
Das Thema Vereinbarkeit von Karriere und aktive Vaterschaft hatte seinen Ursprung natürlich in der Geburt unserer Zwillinge und im Bestreben, nicht einfach so weiterzumachen wie vorher. Ich wollte wirklich Papa sein.
»Die perfekte Vereinbarkeit gibt es nicht«, sagen Sie. Was könnte ein gutes Ziel sein?
Roman Gaida: Ich glaube daran, dass jeder für sich und seine Familie eine eigene Definition von Vereinbarkeit finden muss. Wenn man die »perfekte« Lösung sucht, wird man das Leben zwischen Beruf und Familie als ständiges Versagen wahrnehmen. Am Ende des Tages, des Monats, des Jahres muss man ehrlich in den Spiegel sehen und sich sagen können: »Ich bin der Vater, der ich sein möchte.«
Karrieremachen heißt: Opfer bringen. Bisher hieß das Opfer für Väter oft, wenig Zeit mit den Kindern verbringen zu können. Sie möchten für ein anderes Modell kämpfen. Ist die Unternehmenswelt reif für die aktiven Väter?
Roman Gaida: Reif – vielleicht teilweise. Aber sicher waren die Voraussetzungen dafür nie besser. Ich betrachte Vereinbarkeit als Teil einer gesunden Unternehmenskultur, und da ändert sich vieles. Firmen brauchen nicht nur dringend Frauen in Vorständen, sondern auch Väter, die sich mehr um ihre Kinder kümmern dürfen.
Was müssen Väter tun, um das Thema Karriere für sich neu zu definieren?
Roman Gaida: Ehrlich zu sich selbst sein und individuell die eigene Definition von Erfolg finden. Nicht blind einem Karrieredogma folgen. Gerade die vermeintlich Erfolgreichen sind oft sehr arm, wenn es um das Thema Vereinbarkeit geht. Transparenz im Unternehmen und der Partnerschaft. Nur wer spricht, dem kann geholfen werden.
Sie beschreiben die Zeit zwischen 25 und 45 als Rushhour des Lebens. Was ist Ihr wichtigster Rat in dieser »brummenden« Zeit, in der viele wichtige Lebensthemen zusammenfallen.
Roman Gaida: Entzerrung. Da sind vor allem Unternehmen und deren Führungskräfte gefragt. Dort liegt der größte Hebel. Wir müssen den Menschen Wege aufzeigen, die »Rushhour des Lebens« nicht zusätzlich zu verdichten. Zum Beispiel die Elternzeit direkt in den Karrierepfad/Entwickelungsplan miteinbauen, egal ob zwei oder zwölf Monate, egal ob bei Müttern oder Vätern. Das nimmt den Druck und die Angst, im Anschluss keine Chancen mehr auf beruflichen Aufstieg zu haben, und würde viele ermutigen, mehr Zeit für die Familie einzuplanen.
Was haben Sie von Ihren Kindern gelernt, das Sie als Führungskraft gern einsetzen?
Roman Gaida: Den Augenblick mehr wertzuschätzen. Kinder leben im Moment, davon konnte ich vieles lernen. Und viel Geduld. Als Führungskraft arbeite ich mit Menschen, und vor allem in den letzten zwei Jahren war aufgrund der Komplexität unserer Welt viel Geduld gefragt.
Roman Gaida ist Vater von Zwillingen und Topmanager in einem Fortune-500-Unternehmen. Er ist regelmäßiger Gast in Podcasts und Wirtschaftsmedien zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Karriere sowie im Bereich Leadership.
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