Wirtschaft und Gesellschaft

Robert Shiller erhält den Wirtschafts­nobelpreis 2013

Robert Shiller hat gerade den Wirtschaftsnobelpreis erhalten. Als Topanwärter galt der Ökonom und Yale Professor bereits seit Jahren.

Robert Shiller zieht sich gerade für seine Reise nach Phoenix an, als ihn der Anruf aus Schweden erreicht. Er soll den Wirtschaftsnobelpreis bekommen. Seine erste Reaktion: Unglauben. Doch für einen Juxanruf klingt es zu überzeugend, der Akzent des Anrufers ist zu schwedisch – sagt er später in einem Interview mit der Washington Post. Wem hat er zuerst von der Neuigkeit erzählt? Zuerst weckte er seine Frau, dann benachrichtigte er den Fahrer, der ihn nach Phoenix hätte bringen sollen. Shiller ist kein Mann des Glamours.

Seitdem steht das Telefon nicht mehr still und der in Wirtschaftskreisen bereits berühmte Ökonom ist nun auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Neben ihm werden zwei weitere amerikanische Wirtschaftswissenschaftler für ihre »empirische Analyse von Kapitalmarktpreisen« geehrt. Eugene Fama - der eine gegensätzliche Theorie vertritt - und Lars Peter Hansen. Alle drei haben Methoden entwickelt, die für die Forschung heute als Standard gelten.

Robert Shiller, Mitbegründer der Behavioral Finance und Yale-Professor, ist seit Jahren einer der Topanwärter für den Wirtschaftsnobelpreis. Im Jahr 2000 sagte er in seinem Buch »Irrationaler Überschwung« das Platzen der Aktienblase präzise vorher und gilt seitdem als eine der wichtigsten Stimmen in der globalen Wirtschaft. Spätestens seit klar ist, dass heftige Schwankungen der Preise an den Finanzmärkten die gesamte Wirtschaft und damit auch das Leben der Menschen beeinflussen können, galt die Verleihung des Preises an Shiller als überfällig. Obwohl die Preissetzung von Kapitalanlagen nicht vollständig voraussagbar sei, hat Shillers Forschung dazu geführt, dass sich gewisse Regelmäßigkeiten aufdecken lassen. Seine Methode erlaubt beziehungsweise verbessert Prognosen.

In seinem aktuellsten Buch »Märkte für Menschen« vertritt er die These, dass man nicht die finanzwirtschaftliche Aktivität reduzieren, sondern die Finanzinstrumente verbessern muss, um die Wahrscheinlichkeit künftiger Finanzkrisen zu verringern. Shiller zeigt, wie der Finanzkapitalismus weiterentwickelt werden muss, damit er allen Bürgern zugute kommt. Er stellt seine Vision einer besseren Finanzordnung vor, in der die Märkte wieder ihre ursprüngliche Funktion erfüllen: das Kapital der Gesellschaft zu verwalten und zu mehren. Shiller selbst ist zwar davon überzeugt, dass seine Forschung weit gediehen ist, er ist sich aber auch im Klaren, dass die menschliche Komponente in der Wirtschaft – von der mittelbar auch die Aktienkursbewegung abhängt – nach wie vor schwer vorauszusagen ist.

Die Voraussage, dass Shiller den Wirtschaftsnobelpreis gewinnt, gibt es seit Jahren. Dass er sich den Preis mit Eugene Fama teilen muss – manche bezeichnen die Theorien der beiden Forscher als Feuer und Wasser –, damit hat er sicher nicht gerechnet. Der diesjährige Nobelpreis, der offiziell „Schwedischer Reichsbankpreis für Wirtschaftswissenschaften im Gedenken an Alfred Nobel“ heißt und 1968 zu ersten Mal vergeben wurde, hat somit in diesem Jahr nicht nur eine feierliche, sondern auch eine leicht pikante Note.  

09.12.2013