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Leben

Sommer in der Dertschi! Urlaubstipps von Ralph Caspers und Ulrich Hoffmann

In ihrem aktuellen Buch „Ab in die Dertschi!“ erzählen Moderator Ralph Caspers („Die Sendung mit der Maus“, „Wissen macht Ah!“) und Bestsellerautor Ulrich Hoffmann 33 Familiengeschichten, die passieren, wenn man sie nur lässt. Etliche davon stammen natürlich aus Ferienzeiten – da ist mehr Zeit und Gelegenheit, etwas passieren zu lassen. Hier fünf Highlights, die zum Nachmachen einladen.

1
Beim genauen Zuhören kommen regelmäßig Wörter zum Vorschein, die von uns Erwachsenen nicht erkannt wurden, weil wir sie schon so oft gehört und gelesen haben. Wenn zum Beispiel die Vögel bei Aschenputtel riefen: »Ruckediku, Blut ist im Schuh«, dann machten die Kinder daraus einen Namen. Den einzig möglichen Namen für die Stoffkuh, die damals bei uns sehr beliebt war: Ruckel – Ruckel, die Kuh! Und, ja, wir hatten auch eine Stoffkatze zu Hause. Die wurde Rubbel genannt – Rubbel, die Katz.
Lustig sind auch neue Wörter, die es vorher noch gar nicht gab. In den Sommerferien waren wir in Italien und wurden tagein, tagaus mit ciao und arrivederci beschallt. Die Kinder wollten abends immer lange aufbleiben, und doch gab es irgendwann einen Zeitpunkt, an dem wir Eltern sagten: »So, ihr müsst jetzt ab ins Bett, arrivederci! «. Auch dieses Wort versuchten die Kinder in ihren Sprachschatz aufzunehmen. Doch so genau sie auch zuhörten, sie landeten nicht bei »arrivederci«, sondern bei »ab in die Dertschi«. Wo auch immer die Dertschi liegen mag.

2
Ich hatte gerade ein kleines Spätnachmittagsschläfchen gemacht und überlegte, was ich eigentlich noch erledigen wollte, da sah ich einen schmalen linierten Zettel neben dem Telefon liegen. Nach vielen leeren Zeilen des Wartens stand auf den unteren fünf Linien in empörter Kinderschrift: »typisch Papa/sagt er kommt gleich/schaut man nach/schnarch schnarch/da schläft er«. Da fiel es mir wieder ein: Ich wollte eigentlich mit meinem Sohn im Garten an seinem Skateboard rumschrauben. Effektiver kann man kein schlechtes Gewissen gemacht bekommen. Und das von jemandem, der gerade erst mit der zweiten Klasse angefangen hatte.

3
Andere Familien machen Stadtrundfahrten in der Fremde. Wir fahren mit dem öffentlichen Nahverkehr bis zur Endhaltestelle. So entdecken wir die unbekannten Ecken unserer Stadt, die ganz normalen Viertel, die Stiefkinder der Stadtplanung. Die Gewerbegebiete, die Büromeilen, die endlos langweiligen Vororte und manchmal natürlich auch Straßenzüge, bei denen man sich ganz einfach freut, dort nicht wohnen zu müssen. Auf diesen Reisen ist der Zufall der beste Helfer. Wir gehen zu unserer Bushaltestelle und steigen einfach in die Linie, die als Nächstes fährt.
In besonders reichen oder besonders heruntergekommenen Stadtteilen kleben wir an den Fenstern. Hier gibt es außergewöhnlich viel zu sehen. Im einen Fall alles von architektonischem Wahnsinn bis zu wundervollen Hausklassikern. Im anderen Fall eine bunte Mischung aus wildem Wohnen und Leben. Auffällig ist, dass in den wohlsituierten Gegenden zwar eine Handvoll Autos vor den Villen menschliche Anwesenheit signalisiert, die Straßen und Bürgersteige aber vollkommen leer sind. Wo die Fenster aus ungeklärten Gründen von innen mit Plastiktüten verklebt sind und drei Kampfhunde als Hobby gelten, herrscht ein buntes Treiben und die Leute sitzen hier keineswegs vereinsamt drinnen vor den Privatsendern.
Großstadtexpeditionen: Unterwegs in unserem ganz persönlichen Wimmelbuch.

4
In der Ferienaktivitätenanregungsbroschüre unserer Stadt steht: Tretbootfahren. Da stehen auch noch viele andere tolle Sachen, aber aus irgendeinem Grund haben sich unsere Kinder ausgerechnet Tretbootfahren gewünscht.
Ich bin zu faul zum Broteschmieren, das ist mein Sommerferienluxus. Wenn ich keine volle Mahlzeit mitnehme, müssen wir eben nach ein paar Stunden wieder nach Hause, das ist mir auch ganz recht so. Vielleicht hat es manchmal doch Vorteile, Mann zu sein, meine Frau würde in diesem Moment sicher noch überlegen, »ganz schnell« einen erfrischenden Quinoa-Salat vorzubereiten. Ich werfe bloß ein paar Getränkeflaschen in die Kühlbox, Kühlelemente drauf, fertig ist das Ausflugsgepäck.
Sonnencreme ist immer ein großer Spaß, sie brennt, sie klebt, und es ist mir leider noch nie gelungen, wenigstens ein einziges Kind auch dort ausreichend einzucremen, wo ein paar Stunden später die Haut leuchtrot wird.
Tretbootfahren bedeutet für meine Kinder: Ich trete, sie fahren Boot. Wir handeln den Kompromiss aus, dass die Kinder sich beim Treten abwechseln, während ich – weil groß und stark – die ganze Zeit am Start bin. Geschickt gespielt, muss man ihnen lassen. Nun geht es gemächlich den Fluss entlang. Die Äste der Weiden hängen am Rand ins Wasser, das Tretrad treibt uns nuschelnd voran, Licht und Schatten spielen Haschen. Es ist faszinierend, die unterschiedlichen Baumkronen zu betrachten. Die Zeit scheint sich auf dem Wasser zu verlangsamen, zur Abwechslung vergeht sie mal etwa im selben Tempo wie in mir.

5
Ein Schlemmertag beginnt mit dem Einkauf. Meistens gehen wir an einem Freitag zusammen in den Supermarkt unseres Vertrauens und kaufen so ein, als gäbe es kein elterliches Gewissen. Im Einkaufswagen finden sich dann Tiefkühlpizza, Tiefkühlpommes, Tiefkühltorte. Chips mit Paprikageschmack, Chips mit Essiggeschmack, Chips mit Pommes-Currywurst-Geschmack. Schokolade mit Nüssen, Schokolade mit Erdbeerjoghurt, Schokolade mit salzigen Crackern. Saure Pommes, saure Pasta, klassische Gummibärchen. Butterkekse, Schokokekse, Butterschokokekse. Eben alles, was man auf der Einkaufsliste eines seriösen Ökotrophologen niemals finden würde.
Auffällig bei diesen Einkäufen sind zwei Dinge. Erstens, sich ungesund zu ernähren ist viel teurer als sich normal zu ernähren. Zweitens, Kinder-Schreiattacken im Supermarkt finden nur noch bei anderen Familien statt – vor allem, wenn deren Kinder sehen, was unsere Kinder alles einpacken dürfen. Und wir lachen dabei auch noch. Man muss sehr stark sein, um den fassungslosen Blicken der anderen Eltern standzuhalten.
Ach, Quatsch, was schreib ich! Die Reaktionen der anderen Eltern machen am meisten Spaß!

 


Warum haben wir »Ab in die Dertschi!« geschrieben?
Wir hatten das Gefühl, dass manche Eltern (und uns ist das natürlich auch schon passiert) vor lauter Alltagserschöpfung übersehen, wie großartig es sein kann, mit Kindern zu leben. Wie bereichernd. Dass man über den eigenen Tellerrand hinausschauen und selbst für kurze Zeit wieder Kind werden darf. Wir wollen davon erzählen, was DIE ELTERN davon haben, zelten zu gehen, eine Rakete steigen zu lassen, einen Schneemann zu bauen oder auch einen Nachmittag zusammen Video zu spielen … Ideen für Zeit mit Kindern gibt es reichlich. Man muss nur egoistisch genug sein, sie wahrzumachen. Die Sommerferien sind der ideale Moment dafür! In diesem Sinne: Viel Spaß in der Dertschi!

 

Ralph Caspers ist Autor und Moderator der Sendungen »Wissen macht Ah!« und »Sendung mit der Maus« sowie »Du bist kein Werwolf« (Grimme-Preis). Ulrich Hoffmann ist mehrfacher Bestsellerautor und Meditationslehrer. Caspers und Hoffmann haben zusammen sechs Kinder – aber keine gemeinsamen.

04.07.2016