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Karriere

»Tanzen bringt Spaß, aber nur, wenn beide die Schritte beherrschen.«

Monika Deters spricht mit campus.de über ihr neues Buch »Dance with the Boss«. Und sie verrät auch gleich noch ein paar Tanzschritte.

Häufig klagen Mitarbeiter über die schlechte Führungsleistung ihrer Vorgesetzten, doch sie tun nichts dafür, um das Verhältnis zu ihrem »Problemchef« zu verbessern? Sie schlagen in Ihrem Buch »Dance with the Boss« vor, ein Tänzchen mit dem Chef zu wagen – was meinen Sie damit?

Monika Deters: Ich habe dieses Buch geschrieben, weil es kaum Führungsbücher für Mitarbeiter gibt. Überwiegend werden die Führungskräfte gut trainiert, doch mir ist wichtig, auch Mitarbeiter zu stärken, ihre Eigenverantwortung zu fördern und sie in die Selbstbestimmung zu bringen, damit sich für beide Partner die Bedingungen verbessern.

Tanzen bringt Spaß, aber nur, wenn beide die Schritte beherrschen. Und zu einer guten Zusammenarbeit gehören immer mindestens zwei – die Führungskraft und der Mitarbeiter! Aber natürlich ist dies ist im übertragenen Sinn gemeint.

 

Was sind auf Mitarbeiterseite die (drei) Grundvoraussetzungen für einen gelungenen Tanz mit dem Chef?

Monika Deters:  Wenn ein Tanzpartner seine eigenen Schritte nicht beherrscht, muss der andere sein Gegenüber mühevoll hinterher zerren. Und das kann im Job nie gut gehen und bringt vor allen Dingen keinen Spaß! Jeder »Tanzpartner« sollte also seine Tanzschritte beherrschen. Das bedeutet: der Führende UND der Geführte. Ich habe insgesamt acht Tanzschritte herausgearbeitet, die ein produktives gemeinsames Arbeiten garantieren. Sie beinhalten solch schöne Wörter wie Akzeptanz, sich aufeinander einstellen, gegenseitig die Fehler ausgleichen, Wertschätzung geben, kommunizieren, Fordern, Nein sagen können und dürfen und... damit es nicht nur Worte bleiben: üben üben üben!

 

Sie identifizieren in Ihrem Buch sechs Chef-Typen und vergleichen sie mit Tänzen wie Salsa, Slow-Fox oder Blues. Gibt es einen Idealtyp?

Monika Deters: Da es sich um Individuen handelt, kann man pauschal nie von einem Idealtyp sprechen. In eine ideale Richtung geht es allerdings, wenn beide Seiten einen ähnlichen Tanzstil haben. Dann können sie deutlich effizienter und harmonischer miteinander arbeiten. Wer einen tiefenentspannten Luschi-Typ (Blues-Typ) als Chef hat, selbst aber ein spritziger und einfallsreicher Disco-Fox-Typ ist, wird es schon deutlich schwerer haben. Vorteilhaft sind jedoch auch bestimmte Mischformen, die in wesentlichen Punkten Gemeinsamkeiten aufzeigen. Mit einem Test können die Leser herausfinden, welcher Tanz-Typ der eigene Chef ist und welcher sie selbst sind.

Grundsätzlich basieren die verschiedenen Chef-Typen auf wissenschaftlicher Forschung, konkret, dem bekannten Harvard-Konzept, welches die Führungsstile anhand von Wertschätzung und Verbindlichkeit klassifiziert. Auf diesem wissenschaftlichen Parkett gibt es klare »Grooves«, die einen idealen Stil beschreiben, wie den autoritativen Führungsstil. Dieser Tanz ist souverän, doch auch hier gilt für beide: Er oder sie ist der Chef! Man muss sich einigen, aber man kann sich auch gegenseitig ergänzen. Und wenn die Führungskraft mal in Richtung Pfeiler tanzt, darf auch der Mitarbeiter mit ebenfalls viel Wertschätzung und Verbindlichkeit die Führung übernehmen. Ich nenne das: ergänzendes, geschicktes und taktvolles Führen.

 

Zwei Drittel der Führungskräfte glauben, ihre Mitarbeiter zu motivieren und zu inspirieren. Auf der Gegenseite bestätigt das jedoch nur ein Drittel der Mitarbeiter. Wie erklären Sie sich das?

Monika Deters: Tja, da haben wir es mal wieder. Führungskräfte und Mitarbeiter werden separat geschult und ausgebildet (wenn überhaupt), aber nie zusammen. In keiner Tanzschule der Welt werden jedoch die Tanzschritte getrennt vom Tanzpartner gelehrt. Hier entsteht schon mal das erste nicht objektive Selbst- und Fremdbild. So manch einer läuft schnell Gefahr, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen und sich als feurigen John Travolta zu sehen, obwohl er als unberechenbarer Freestyler vielleicht nicht immer eine gute Figur macht. Und dies betrifft durchaus beide Tanzpartner.

Meine Seminare sind so aufgebaut, dass zwar durchaus Führungskräften und Mitarbeitern die acht Tanzschritte erst separat beigebracht werden, doch dann mit einem gemeinsamen Team-Event untermauert werden. So werden alle in die gleiche Richtung geschult. Am Ende können alle die gleichen Schritte und das Unternehmen spart viel Kosten und hat einen hohen Motivations-, Vertrauens- und Leistungsgewinn, da es am Ende viel weniger Konflikte gibt. Unternehmen sind am Ende über selbstständig arbeitende Mitarbeiter dankbar und Mitarbeiter freuen sich über mehr Selbstbestimmung.

 

Sie geben zahlreiche Tipps, mit denen man die typischen Stolperfallen umtanzen kann oder sich wieder herausdreht. Wie flexibel muss man als Mitarbeiter sein?

Monika Deters:  Flexibilität ist ein gutes Stichwort, denn beim Tanzen braucht man immer einen gewissen Grad an Bewegungsfreiheit. Wichtig ist hier der eigene Tanzbereich (Sie erinnern sich? »Dies ist mein Tanzbereich und dies ist Dein Tanzbereich«, aus dem Film Dirty Dancing). Jeder kann in seinem Tanzbereich aktiv agieren und sollte auch gelassen werden, aber gemeinsam schafft man eine hohe Leistung.

Darüber hinaus sollte Neugierde und Interesse ein wichtiger Bestandteil von Zusammenarbeit sein. Wichtig ist, dass der Mitarbeiter seinen Boss gut kennenlernt, damit er sich bestmöglich auf ihn und seinen Arbeitsstil einstellen und flexibel reagieren kann. Und andersherum bitte genauso. Der Mitarbeiter sollte sich auch im Klaren darüber sein, wie zufrieden beziehungsweise unzufrieden er mit seiner aktuellen Arbeitssituation ist. Mit dem Coaching-Tool »Wheel of Life« ist das sehr schnell messbar und erkennbar. Und es hilft auch immer wieder die gute alte 80/20-Regel: Hält der Mitarbeiter schlechte 20 Prozent leichter aus, wenn alles andere super ist? Wo ist die eigene Schmerzgrenze? Wann sollte er die Notbremse ziehen und Dinge verändern? Flexibilität hat auch immer etwas mit Veränderung zu tun.

 

Weiß man, wenn man Ihr Buch gelesen hat, wie man selbst ein guter Chef-Tänzer wird?

Monika Deters:  Oh ja, durchaus, denn die Führungs-Tanzschritte sind ja logischerweise für alle gültig. In diesem Buch steckt deshalb auch ein großes Potenzial für angehende und gestandene Führungskräfte, denn wer sich führen lässt, hat mehr Zeit fürs Wesentliche. Ja und jetzt kommt ein Satz, den wohl noch nie zuvor ein Autor gesagt hat: Dieses Buch ist für JEDEN nützlich! Voraussetzung: auch die Führungskraft ist offen dafür und bereit, an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten und Dinge loszulassen und sich taktvoll führen zu lassen. Dann klappt es auch mit dem Erfolg! Let‘s dance!


»Dance with the Boss. Wie Mitarbeiter ihre Chefs taktvoll führen« erscheint am 2. April 2015.
 

Monica Deters ist seit 20 Jahren Mitarbeiterin in internationalen Konzernen. Darüber hinaus ist sie zertifizierte Asgodom-Coach der lösungsorientierten Kurz-Coaching-Methode (LOKC®), Autorin, Lehrcoach an der Asgodom-Akademie sowie Professional Speaker GSA.

 

 

 

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19.03.2015

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Dance with the Boss
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