Finanzen

»Wer längerfristig Geld anlegen möchte, fährt mit der norwegischen Strategie immer gut.« Clemens Bomsdorf

Clemens Bomsdorf hat mit »So werden Sie reich wie Norwegen« ein genial einfaches Buch für Anleger geschrieben.

Der Untertitel Ihres Buches heißt: genial einfach ein Vermögen aufbauen. Können Sie uns Ihre Anlagestrategie in drei Sätzen erklären?  

Clemens Bomsdorf: Für das Buch »So werden Sie reich wie Norwegen« erläutere ich, was wir Privatanleger bei der Geldanlage vom norwegischen Ölfonds lernen können. Der ist der größte Staatsfond der Welt und hat seit Auflage 1998 eine höhere durchschnittliche jährliche Rendite erwirtschaftet als der Dax - zuletzt ganze 13,7 Prozent pro Jahr. Meine Strategie kann demnach in drei Punkten zusammengefasst werden:

1. Den norwegischen Ölfonds verstehen,

2. dessen Strategie weitgehend folgen,

3. bestimmte Aspekte aber gleichzeitig ganz bewusst nicht nachahmen.

Der große Vorteil meines Buches ist meiner Meinung, dass die manchmal doch recht dröge Finanztheorie anhand des norwegischen Ölfonds anschaulich und damit leicht verständlich erklärt wird.

 

Die Norweger sind bekanntermaßen glücklich und finanziell gut aufgestellt. Was genau können wir in Punkto Geldanlage von ihnen lernen?

Clemens Bomsdorf: Von den Norwegern und ihrem Ölfonds kann man viel lernen. Zuallererst, dass es gilt, die eigenen Ressourcen - im Falle von Norwegen ist es das Öl, im Falle eines Privatanlegers die Arbeitskraft - nicht unter Wert zu verkaufen und dann das damit verdiente Geld so zu investieren, dass dabei nicht irgendwelche Finanzberater viel Geld verdienen, sondern man selbst. Dann gilt es, sich vom Traum zu verabschieden über Nacht zum Millionär zu werden. Wer das versucht, endet häufig viel ärmer als zuvor, etwa, weil kurz vor dem Crash ein Großteil der Ersparnisse auf nur ein Finanzprodukt wie zum Beispiel Bitcoins gesetzt wird. Viel aussichtsreicher ist es, wie Norwegen seine Geldanlage breit in Aktien und Anleihen zu streuen und ein wenig Zeit mitzubringen. Ganz wichtig ist auch, sich nicht vom Auf und Ab an den Börsen aus der Ruhe bringen zu lassen, sondern stetig zu investieren - dann nutzt man wie Norwegen auch den Abschwung für sich. Der norwegische Ölfonds versucht zudem, sein Geld möglichst nachhaltig zu investieren, das sollten auch Privatanleger tun. Wie all das geht, erkläre ich in meinem Buch »So werden Sie reich wie Norwegen« auch anhand von konkreten Beispielen. 

 

Wie kamen Sie auf die Idee für das Buch. War das Zufall?

Clemens Bomsdorf: Als Nordeuropakorrespondent habe ich für Medien wie Wirtschaftswoche, Die Welt und Focus viele Jahre lang zahlreiche Artikel über den norwegischen Ölfonds geschrieben und dessen konsequente und zugleich wenig riskante Strategie gelobt. Gleichzeitig habe ich selber seit ich 17 Jahre alt bin in Aktien investiert, bin dabei aber lange viel unsystematischer vorgegangen als der Ölfonds. Die meisten Deutschen trauen sich gar nicht, Aktien zu kaufen und wenn, dann machen sie es wohl ähnlich unsystematisch wie ich früher. Die Beschäftigung mit dem norwegischen Ölfonds hat mir sehr geholfen, Finanzmärkte zu verstehen und selber erfolgreicher zu investieren, nämlich indem ich dessen Strategie nachgeahmt habe. Diesen Erfolg - immerhin hat der Fonds mittlerweile ein Vermögen von über 800 Milliarden Euro oder mehr als 160 000 Euro pro Einwohner - möchte ich auch anderen ermöglichen, deshalb das Buch.

 

Der norwegische Ölfonds erzielt eine höhere Rendite als der Dax. Ist die Strategie für jeden – egal wie risikobereit – geeignet?

Clemens Bomsdorf: Grundsätzlich ja, denn die Strategie des Ölfonds bringt mit sich, dass sie an unterschiedliche Risikoniveaus angepasst werden kann. Wer Schwankungen besser ausstehen kann, setzt stärker auf Aktien als jener, der nicht ruhig schlafen kann, wenn sein Depot mal fünf Prozent oder mehr im Minus ist. Viele Deutsche haben Angst vor Verlusten. Das ist verständlich, aber zugleich ist wohl nur wenigen klar, dass die klassische deutsche Strategie, nämlich das Geld nicht in Aktien zu investieren, sondern auf Giro- oder Festgeldkonto herumliegen zu lassen, Verluste nahezu garantiert. Denn die dafür gezahlten Zinsen liegen üblicherweise unter der Inflationsrate. Das Vermögen wird mit der Zeit also automatisch immer weniger wert. Wer hingegen bereit ist, sich auf die an den Aktienmärkten üblichen Schwankungen einzulassen, dürfte damit langfristig fast immer belohnt werden und eine gute Rendite erzielen. Um das zu verstehen, hilft ein Vergleich mit dem Fußball: Es gilt, am Ende der Saison in der Tabelle oben zu stehen, ein einzelner Spielausgang ist nicht entscheidend.

 

Je früher desto besser, ist eine Regel bei der Geldanlage. Was ist mit denen, die erst ab 35/40 Jahren mit der privaten Altersvorsorge beginnen. Ist auch für Ihre Strategie auch für »Späteinsteiger« geeignet?

Clemens Bomsdorf: Aber natürlich. Wer längerfristig Geld anlegen möchte, sollte mit der norwegischen Strategie unabhängig vom Zweck immer gut fahren. Die eignet sich im Übrigen längst nicht nur für die Altersvorsorge, sondern für jede Art der Geldanlage, sofern sie einen Zeithorizont von mindestens zehn, fünfzehn Jahren hat.

 

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Clemens Bomsdorf ist Journalist und wurde an der Stockholm School of Economics sowie der Universität zu Köln zum Ökonomen ausgebildet. Über den norwegischen Ölfonds berichtet er seit gut 15 Jahren. Das brachte ihn dazu, die norwegische Finanzformel zu entwickeln, nach der er seither selbst erfolgreich investiert.

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04.05.2018